Altersklassenregelung des DRTV missachtet die körperliche Entwicklung
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- Geschrieben von Gastautor Albert Fichtner
(München/Krefeld, 02. Oktober 2016) Um die von Torsten Lange dankenswerterweise angestoßene Diskussion zur Einteilung der Altersklassen im Rasenkraftsport noch etwas „am Köcheln“ zu halten, dürfte es ganz interessant sein, die angesprochene körperliche Entwicklung im Lauf des Alters mit einigen Zahlen zu untermauern.
Abgesehen von individuellen altersbedingten Einschränkungen durch Krankheiten, von denen auch Sportler nicht verschont bleiben, ist für Werfer/innen die Reduktion der motorischen Leistungskomponenten Maximalkraft, Schnellkraft, Koordination und Beweglichkeit von entscheidender Bedeutung.
Die Fachliteratur weist zum altersbedingten Verlauf der Maximalkraft folgende Angaben aus: Von 35 bis 50 Jahren nimmt diese jährlich mit cirka 0,5 Prozent ab. In der Alterspanne von 50 bis 65 steigt der Wert auf etwa 1,5 Prozent und erhöht sich bei den 65- bis 85-Jährigen auf rund 2 Prozent. Ein 79-Jähriger muss damit gegenüber dem in der gleichen Altersklasse startenden 70-Jährigen einen Verlust an Maximalkraft von um 20 Prozent hinnehmen. Noch gravierender ist der Unterschied bei der Schnellkraft, liegt hier die Differenz in dieser Altersstufe bei cirka 30 Prozent.
Im Gegensatz zu dem relativ gut erforschten Komplex der konditionellen Fähigkeiten existieren im Bereich der koordinativen Fähigkeiten keine derartigen messbaren Zahlen. Übereinstimmend wird aber in der entsprechenden Literatur darüber berichtet, dass sich der ab 45 Jahren einstellende Rückgang der Koordinationsfähigkeit ab 60/65 Jahre erheblich verstärkt, was insbesondere in der (Sport-)Motorik zum Tragen kommt.
Wenn auch der Fachbereich Rasenkraftsport im Deutschen Rasenkraftsport- und Tauzieh-Verband (DRTV) in Teilbereichen den aktuellen Entwicklungen hinterher hinkt, er seine Wettkämpfe noch immer mit einem Programm auswertet, das für die von Microsoft längst nicht mehr gepflegte Windows-95-Version entwickelt wurde, eine Onlinemeldung zu Wettbewerben noch lange nicht in Sicht ist und er auf antiquierten, inhaltsleeren Altersklassenbezeichnungen beharrt, so ist es dem DRTV doch wenigstens gelungen, dem großen Bruder Leichtathletik mit der sachgerechten Regeländerung für das Schutzgitter beim Gewichtwurf die lange Nase zu zeigen.
Vielleicht vermag er bei der Altersklassenregelung demnächst (05. November 2016) mit den Leichtathleten gleich zu ziehen.