Ein persönlicher Nachruf zum Tod von Kugelstoßer Brian Oldfield

(Melsungen/Krefeld, 29. März 2017) Vergangenen Sonntag schloss der us-amerikanische Kugelstoßer Brian Oldfield (*01. Juni 1945 in Elgin, Illinois/USA) noch nicht einmal 72-jährig für immer seine Augen. Der Interpret der Drehstoßtechnik, die er entscheidend weiterentwickelte, belegte bei den Olympischen Spielen 1972 in München den sechsten Platz. Nachdem er sich als Berufssportler der Profi-Leichtathletik anschloss, stieß er am 10.Mai 1975 in El Paso die Kugel auf 22,86 Meter. 1980 wurde er reamateurisiert, konnte aber 1984 als ehemaliger Professional nicht an den Olympischen Spielen in Los Angeles teilnehmen. Nicht erst aus heutiger Sicht ein absoluter Hohn! Damals schon bei den vielen Staatsamateuren aus den sozialistischen Ländern, um nicht nur auf den Ostblock zu schielen. Selbst mit Vierzig stieß Brian die Kugel noch über 21 Meter, hält mit 21,41 m seit fast 32 Jahren den Weltrekord in der M40, aufgestellt am 22.August 1985 in Innsbruck (Österreich).
Da er auch ein guter Diskuswerfer war, sind wir uns bei einigen Wettkämpfen begegnet und haben anschließend noch unvergessliche Stunden erlebt. Gerne denke ich an den so genannten Bullen-Vierkampf aus Kugel, Diskus, Stein und Schleuderball zu Beginn der 1980er Jahre in Bretten bei Karlsruhe zurück, wo ich mich knapp vor ihm durchsetzen konnte.
Brian Oldfield, der seinen Anabolika-Konsum nicht verschwieg (wobei seine damaligen Konkurrenten aus der Weltklasse auch keine Waisenknaben waren), saß nach vielen Operationen zuletzt nur noch im Rollstuhl. Über Facebook hatten wir noch Kontakt und tauschten einige Geschichten aus. Seine Freundschaft, sein Tatendrang und sein Lebensmut hat mich bewegt und sein Humor zum Lachen gebracht. Er war das, was man bei seinen vielen anderen sportlichen Aktivitäten einen – im positiven Sinne – „verrückten Hund“ nennt. Ich werde ihn nie vergessen! Das ist für einen praktizierenden Christen wie mich keine der in diesen Fällen gängigen Floskeln.
Mors certa, hora incerta, heißt es: Der Tod ist sicher, unsicher die Stunde. Das gilt auch für einstige Doping-Sünder. Nur bisweilen etwas früher. Mitunter sehr viel früher, ohne bei diesem Anlass jetzt all die Namen auch ost- und westdeutscher Sportler zu nennen.