Stetes Missmanagement trieb den DLV unweigerlich in den Bankrott
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- Geschrieben von Axel Hermanns mit Sportinformationsdienst
(Darmstadt/Krefeld, 01. April 2019) Es kam, wie es eines Tages förmlich kommen musste und sich erst unlängst mit der rigiden Streichung etlicher Fördermaßnahmen auch bei Kader-Athleten
andeutete: Der seit Jahren finanziell von der Hand in den Mund lebende Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) mit Sitz in Darmstadt ist bankrott. Die nationale Fachorganisation unter dem Dach des DOSB mit ihren knapp über 800.000 Mitgliedern und im Schlepptau ihre Marketingtochter DLM sind gezwungen, ein Konkursverfahren über sich ergehen zu lassen. Die unausbleibliche Folge eines steten ruinösen Missmanagements, gipfelnd in dem wirtschaftlich törichten „Rentenvertrag“ mit dem us-amerikanischen Ausrüstungssponsor.
Ursprünglich wollte der durch seine Alkoholfahrt mit 1,1 Promille schon vor seiner Wahl als Prokop-Nachfolger höchst umstrittene Präsident Jürgen Kessing (im Bild) aus Bietigheim-Bissingen mit der Pleite bei einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit gehen. Doch solche Dinge sind schwerlich unter der Decke zu halten, gibt es halt immer undichte Stellen. Die spätestens seit voriger Woche tickende „Zeitbombe“ ging schon vorher hoch.
Nachrichten-Agenturen ließen die „Zeitbombe“ schon vorher hochgehen
Wie gestern Abend zu später Stunde inhaltlich unisono über die Ticker der Nachrichten-Agenturen DPA und Sportinformationsdienst (SID) lief, ist der DLV nach ersten groben Feststellungen mit mehreren Millionen Euro an kurzfristigen Verbindlichkeiten in der Kreide und nicht mehr geschäftsfähig. Darunter auch die März-Gehälter der etwa 45 hauptamtlichen Mitarbeiter des administrativen Wasserkopfes der Geschäftsstelle, die letzten drei Monate der von ihnen einbehaltenen sowie für sie als durchlaufender Posten abzuführenden Sozialversicherungsbeiträge und Lohnsteuern.
AOK Hessen war gezwungen Konkursantrag zu stellen
Deshalb zog federführend für alle anderen Krankenkassen die AOK Hessen nach vielen fruchtlos verlaufenen Verhandlungen mit Norbert Brenner, dem DLV-Referatsleiter Finanzen, den Notfallschirm und stellte Freitagvormittag beim Amtsgericht Darmstadt Konkursantrag, um die Ansprüche des Gemeinwesens zum Schutze aller Versicherten und Steuerzahler über Konkursausfallgeld zu sichern.
Als Insolvenzverwalter wurde "Hans Mustermann" von der angesehenen, darauf spezialisierten Kanzlei "Mustermann & Partner " eingesetzt, der schon Milliarden-Pleiten von Unternehmen abwickelt hat. So gesehen hat er es nunmehr mit monetären Peanuts zu tun.
Fortan tanzen alle Offiziellen nach der Pfeife des Insolvenzverwalters
Freilich nicht für die unmittelbar Betroffenen und vielen Gläubiger. Der Großteil der Angestellten wird mit sofortiger Wirkung freigestellt, muss den bitteren Gang zum Arbeitsamt antreten, die Übrigen wird "Mustermann" auf seine Gehaltsliste nehmen und während der Abwicklung des Verfahrens als Erfüllungsgehilfen beschäftigen. Die ausstehenden Gehalts- und Lohnzahlungen der vielen Direktoren, deren Stellvertreter, Referatsleiter bis hin zur Putzfrau sind ebenfalls über Konkursausfallgeld gesichert.
Offen ist momentan noch, ob die verschiedenen Deutschen Meisterschaften 2019 ausgetragen werden können. Ganz zu schweigen davon, ob eine Auffanggesellschaft und später ein Nachfolgeverband gegründet werden. Zunächst tanzen fortan alle nach der Pfeife von "Mustermann" als allgewaltigen Herrn des Verfahrens.
Redaktioneller Hinweis (02. April 2019, 15.45 Uhr): Auf Wunsch der ihn vertretenden PR-Agentur haben wir unter Zurückstellung der etwaigen rechtlichen Notwendigkeit den Namen des fiktiv genannten, jedoch real existierenden Insolvenzverwalters nachträglich aus dem obigen Beitrag heraus genommen und durch "Hans Mustermann" ersetzt.