DLV-Gefasel: Herzstück wird Olympiastadion zum Beben bringen
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Moment mal
(München/Darmstadt/Krefeld, 15. August 2022) Nun gehen sie heute an „Maria Himmelfahrt“ (Feiertag in Teilen Bayerns) innerhalb der neun Finals bei den European Championships Munich 2022 endlich los: Die Leichtathletik-Wettbewerbe der kurz EM genannten kontinentalen Titelkämpfe. Der plump-dreiste Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat sie in der ihm eigenen Bescheidenheit und Zurückhaltung kurzerhand als „das Herzstück“ dieses größten multiplen Sportereignis auf deutschem Boden seit den Olympischen Spielen 1972 an selber Stelle ausgerufen und das alt-ehrwürdige Olympiastadion würde nicht weniger als zum Beben gebracht. Geht es vielleicht auch eine Nummer kleiner? Klar, bis auf die stärkste europäische Nation Russland in der vermeintlichen olympischen Kernsportart wird der Großteil der Elite vom so geheißenen alten Kontinent am Start sein und sich auch ein internationales Publikum aus aller Herren Länder in der bayerischen Metropole ein Stelldichein geben. Nicht zuletzt wegen der acht anderen Finals in äußerst attraktiven Sportarten.
303.900 Zuschauer von der EM 2002 sind die extrem hohe Messlatte
Bei der Mixed-Staffel im Triathlon gestern Abend säumten Zuschauermassen jenseits der 100.000 den Rundkurs im Olympiapark und sorgten für eine stimmungsvolle, mitgehende und die Hauptdarsteller mitreißende Kulisse. Gänsehaut-Atmosphäre für alle Beteiligten am Rand und auf der Strecke. Nicht allein wegen des Fassungsvermögens der Zeltdach-Arena (69.250) ist eine solche Party schwerlich vorstellbar: 1. München ist zunächst einmal Fußball und nicht die klassische Leichtathletik-Stadt, fand hier zuletzt als größeres Ereignis 2002 die EM statt, da allerdings mit 303.900 Zuschauern an sechs Tagen (das ist die extrem hohe Messlatte), und 2. hat diese Sportart eingedenk des in Spitze und Breite stark gesunkenen Leistungsvermögens seiner Asse in Deutschland nicht mehr den einstigen Stellenwert beim sportinteressierten Zuschauer. Sowohl live vor Ort, als auch vor dem Bildschirm bei Live-Übertragungen im Fernsehen oder Internet-Stream. Die DM-Finals 2022 mit gar 14 Sportarten Ende Juni in Berlin geben davon ein beredtes Zeugnis, herrschte im weiten Rund des dortigen Olympiastadions überwiegend gähnende Leere und eine mäßige Einschaltquote.
Doch lassen wir das Unken, sondern uns vielmehr überraschen. Auch vom Abschneiden der 112-köpfigen männlichen und weiblichen deutschen Nationalmannschaft. Doch da lege ich mich fest: Das Wunschkonzert von DLV-Präsident Jürgen Kessing mit einer zweistelligen Medaillenausbeute wird nicht in Erfüllung gehen. Möge es zumindest kein Himmelfahrtskommando mit Pleiten, Pech und Pannen werden wie bei der WM in Eugene.
(Alle weiteren Informationen für Enthusiasten unter european-athletics.com und leichtathletik.de)