Julia Ritter verpasste trotz neuer Bestleistung die Olympianorm...

(Sonsbeck/Krefeld, 21. Juni 2021) Liefern wir nach, was wir bereits am frühen Sonntagmorgen recherchiert haben, aber zu dem Zeitpunkt noch nicht als Ergebnisliste im Netz verfügbar war: Ein kleiner Beitrag von „50 Jahre Golden Moments“ (wäre statt dieses Denglisch-Mix‘ nicht auch „Goldene Momente“ gegangen?) aus Anlass des Jubiläums des SV Sonsbeck. Eine unter Corona-Bedingungen Mammut-Veranstaltung mit 608 Gemeldeten aus 101 Vereinen über geschlagene zwölf Stunden am vergangenen Samstag im Willy-Lemkens-Sportpark der Gemeinde am unteren Niederrhein. Ausstaffiert mit Preisgeldern für einige Stadionrekorde und die drei Erstplatzierten in den jeweiligen Disziplinen. Alle Achtung, was so ein „Dorfverein“ alles möglich machte!

... allerdings unter erschwerten Bedingungen

Wunsch und Wirklichkeit in Einklang zu bringen, ist bekanntermaßen ein schwieriges, eher selten gelingendes Unterfangen. Aber Kugelstoßerin Julia Ritter vom TV Wattenscheid war zur unchristlichen sportlichen Arbeitszeit 10 Uhr und leider nur vier anstelle der sonst üblichen sechs Versuche (laut Ausschreibung an sich nur für Speer, Diskus und Weitsprung vorgesehen) näher dran, als auch wir angenommen hatten. Nicht weniger als die Olympianorm von 18,50 m hatte sich der Schützling von Trainer Miroslaw „Miro“ Jasinski vorgenommen. Dabei heraus kam immerhin eine neue persönliche Bestleistung von 18,19m (bisher 18,14). Aber relativ knapp daneben ist eben auch vorbei. Etliche Stunden später (Beginn 15.45 Uhr) beim gemischten Wettbewerb von M14 bis M/Ü20 durften hingegen alle elf Teilnehmer sechsmal ran. Nicht die feine Organisatoren-Art, bei derselben Disziplin mit zweierlei Maß zu messen.

Talentierte Drehstoßer Maximilian Neukirchen gewann klassenübergreifende Wertung

Die klassenübergreifende Wertung entschied der hochtalentierte Drehstoßer Maximilian Neukirchen (*2006) vom SC Bayer 05 Uerdingen mit neuem „Hausrekord“ von 18,13m vor Timo Northoff (*2000) vom TV Wattenscheid mit 17,74m und M30-Senior Thomas Schmitt (*1989) vom VfL Ahaus mit 17,47m für sich. Vierter wurde mit 16,68m der von Ex-Weltklasse-Diskuswerfer Alwin J.Wagner (im Bild) trainierte und gecoachte, erst kürzlich auf Drehstoß umgestelle Luis André (*2005) vom MT 1861 Melsungen. Der erprobte, weit herumgekommene 70-jährige Nordhesse stellte der Veranstaltung in jeglicher Beziehung ein hervorragendes Zeugnis aus. Später anreisend, war ihm zwangsläufig entgangen, dass die Kugelstoßerinnen düpiert worden sind.
Alle Disziplinen zum eigenen Gusto selektierend in der nachfolgend verlinkten Ergebnisliste.

Gewichtwurf: Käthe Scheikowski steigerte deutschen Rekord um 1,09m!

(Bargteheide/Erfurt/Krefeld, 20. Juni 2021) Beim Wurf-Fünfkampf in Horneburg hatte Käte Scheikowski (*1941) vom TSV Wehdel ihre außergewöhnlichen Möglichkeiten im Gewichtwurf gemessen an ihren Trainingsleistungen zunächst nur zart angedeutet. Die noch 79-jährige Bremerhavenerin verbesserte seinerzeit im Rahmen dieses Vielseitigkeitswettberwerbs den sieben Jahre alten deutschen W80-Rekord von Susanne Wissinger (*1934) vom TV Gelnhausen um vier Zentimeter auf 10,82m (wir berichteten). Die nächste Steigerungsrate ihrer nun schon eigenen nationalen Bestmarke sollte deutlicher ausfallen. Das hell leuchtende „Nordlicht“ verbesserte sie beim Werfertag in Bargteheide in einer Solokonkurrenz und demzufolge theoretisch mit sechs statt drei Versuchen letztlich im vierten Versuch auf 11,91m und in Summe um 1,09 Meter! Das nennt sich dann in der Fachsprache „pulverisieren". Auf dem Weg dahin hatte sie jedoch schon zum Auftakt mit 11,60m Rekord erzielt (siehe Ergebnisliste). Auf die beiden letzten Durchgänge verzichtete sie. Vielleicht auch, um ihr Pulver nicht vorzeitig zu verschießen. Denn erst am 14.Juli, dem Tag der Französischen Revolution, vollendet sie ihr 80.Lebensjahr. Und das ist nun mal die Grundvoraussetzung für die angestrebte Verbesserung des Weltrekords, den (noch) die Britin Evaun Williams mit 12,69m hält.

„Kugel“-Andy Dittmar trumpfte zum späten Saisoneinstand mit 17,72m auf

Er ist eine riesige, auf 1,96 Größe und 140 Kilo Gewicht verteilte „Wundertüte“. Und schicken wir voraus, dass dieser Bär von einem Mann in Kürze, konkret am 05.Juli, sein 47.Lebensjahr vollendet. Obwohl Kugelstoß-Spezialist Andy Dittmar (im Bild) von BiG Gotha trotz seiner überragenden Klasse wie alle anderen Amateursportler unter den wegen Corona lange Zeit unzureichenden bis nicht vorhandenen Trainingsmöglichkeiten sowohl bei der Kraft- wie Technikarbeit litt, überraschte sich der Koloss aus Thüringen nicht nur selbst. Big-Andy ging bei seinem notgedrungen späten Saisoneinstand gestern beim – auch für Senioren*innen ausgeschriebenen – Landesoffenen Sportfest des TLV im Steigerwaldstadion in Erfurt bei den Männern, nicht M45, in den Ring. „Nach zähem Beginn“, wie er es gegenüber Lampis beschrieb, habe er gut reingefunden und erzielte in einer Art Steigerungslauf im lezten Versuch 17,72m. Damit katapultierte sich das mit konventioneller Rückenstoßtechnik agierende Kugelstoß-Urgestein aus dem Niemandsland auf Rang 14 der aktuellen Bestenliste bei den Männern. Toll für ihn, ein Armutszeugnis indes für den großen Rest vom „Fest“ der Ü20.
Zufrieden dürfte auch die von Dittmar trainierte Kugelstoßerin Carmen Hildebrandt (*1967) vom Ohrdrufer LV gewesen sein, die in ihrem letzten W50-Jahr mit 12,07 und 12,08m zweimal die 12-m-Marke übertraf. Obwohl gerade die U30-Generation förmlich nach Wettkämpfen lechzt, waren die Felder in der breit angebotenen Disziplin-Palette sehr übersichtlich (siehe Ergebnisliste).

Käte Scheikowski verbesserte deutschen W80-Rekord im Gewichtwurf

(Horneburg/Krefeld, 07. Juni 2021) Vorab eingeräumt, dass es im oberen Alterssegment etwa ab M/W50 aufwärts aufgrund einer Unwucht im „Results Model 2010“ speziell im Hammer- und Gewichtwurf einfacher ist hohe Punktzahlen anzuhäufen. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass die „Stubenältesten“ unter lauter Senioren*innen bei den offen ausgeschriebenen Bezirksmeisterschaften im Wurf-Fünfkampf in Horneburg im Kreis Stade (Niedersachsen) die Altersklassen übergreifende, inoffizielle „All-Star-Wertung“ für sich entschieden. Das soll die mit 3.890 respektive 3.880 Punkten dicht beisammen liegenden Leistungen von „Alterspräsident“ Horst Baumgarten (*1936) von der LG Lüneburg und Käte Scheikowski (*1941) vom TV Wehdel keineswegs schmälern.

Ein Wettkampf ist kein Wunschkonzert

Zumal die noch 79-jährige, aber national bereits in der W80 startberechtigte Bremerhavenerin (siehe Foto) im Rahmen dieses Vielseitigkeitswettbewerbes nicht weniger als drei Landesrekorde (Hammer, Kugel, 5-Kampf), einen Bezirksrekord (Speer) und als absolutes Sahnehäubchen einen deutschen W80-Rekord aufstellte. Letztgenannten mit 10,82m im Gewichtwurf, die fast sieben Jahre alte Bestmarke von Susanne Wissinger (*1934) vom TV Gelnhausen um die Maßarbeit von vier Zentimetern verbessernd. Das lässt für die Frau von der Waterkant noch reichlich Luft nach oben, da sie im Training in einem regelkonformen Versuch bereits 12,48m weit geworfen hat.
Aber ein Wettkampf ist nun mal kein Wunschkonzert und gerade in einem Mehrkampf alle Disziplinen auf eigenem Höchstniveau abzuliefern eher die Ausnahme als die Regel. Deshalb sollte sie das Unternehmen der weiteren Rekordverbesserung in einer freilich nicht so häufig angebotenen Solokonkurrenz mit sechs Versuchen angehen. Denn der Weltrekord von 12,69m der Britin Evaun Williams scheint bei entsprechender Tagesverfassung und optimalem Verlauf nicht außer Reichweite.
Alle Resultate unter diesem Link und eine Kolumne zu diesem Wettkampf im Fenster Flurfunk.

Helmut Maryniak warf in der M50 starke 55,72 Meter mit dem Diskus

(Moosach/Krefeld, 14. Juni 2021) Neben der in Zeiten wie diesen längst schon funktionierenden und florierenden großen weiten Welt der Leichtathletik geht es hierzulande auch allmählich wieder bei der verschmähten Ü30-Generation los. Die auf dem Gebiet von Stoß und Wurf besonders rührigen Moosach-Werfer der LG 90 Ebersberg-Grafing in Oberbayern veranstalteten an zwei Abenden hintereinander ihre Wurfserie 2021 I und II.
Die herausragende Leistung erzielte dabei der heute Geburtstag feiernde Helmut Maryniak (*14.06.1968) vom LAC Passau. Der da noch knapp 52-Jährige (im Bild) ist allem Anschein nach bestens durch die für allzu viele Amateursportler stark das allgemeine und spezielleTraining einschränkende Pandemie gekommen. Der Niederbayer erzielte formidable 55,72m im Diskuswurf der M50.
Alles Weitere zu Moosach siehe Ergebnisse unter blv-sport.de sowie für die Freunde der Statistik Wettkämpfe querbeet verschiedener Klassen bei leichtathletik.de und ladv.de.

Leichtathletik-DM begann gestern mit einem absoluten Stimmungskiller

(Braunschweig/Krefeld, 05. Juni 2021) Eine Initialzündung ging von dem auf gestern Mittag vorgezogen Stabhochsprung-Wettbewerb der Frauen bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften im Eintracht-Stadion in Braunschweig nicht aus. Vielmehr entpuppte er sich als absoluter Stimmungskiller oder den ominösen Griff ins Klo. So ich für ein Printmedium tätig sein würde, wäre es die Druckerschwärze nicht wert. Gut, bleiben wir auf dem Boden der Tatsachen und erinnern an unsere Vorschau: Ein rauschendes, noch viel weniger berauschendes Sprung-Festival war eh nicht zu erwarten. Aber das Dargebotene des nach der kurzfristigen Absage der zehnfachen nationalen Titelträgerin Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) verbliebenen Sextetts flog gewissermaßen unter dem Radar daher.
Zwei davon fabrizierten gar den berühmt-berüchtigten „Salto nullo“ über 3,90 respektive 4,00m, der Titel war für international völlig indiskutable 4,30m (wäre in zeitlicher Abfolge Platz 76 in der aktuellen Weltbestenliste) zu haben, ging an Jaqueline Otchere aus Mannheim. Da muss schon bis 1998 zurückgeblättert werden, um mit 4,25m auf eine geringere Siegerhöhe zu stoßen. Da steckte diese Disziplin hierzulande freilich noch in den Kinderschuhen, war die heutige Bundestrainerin Christine Adams aus Leverkusen mit 4,15m noch dabei. Spätere Bestleistungen 4,40m (Freiluft) und 4,66m (Halle) jeweils aus 2002.

ZDF-Reporter Peter Leissl äußerte unverblümte Kritik

Aber lassen wir andere zu Wort kommen. ZDF-Sportartexperte Peter Leissl, nicht gerade als kritischer Haudrauf bekannt geworden, meinte bei seinem Kommentar im Internet-Livestream süffisant: „Stabhochsprung der Frauen – das konnten die Deutschen schon mal besser. Zwei ohne gültigen Versuch über die Anfangshöhe: Das ist bitter für den Auftakt und die Stimmung dieser Meisterschaften, die ohnehin durch die vielen Absagen von Spitzenathleten unter keinem guten Stern stehen.“
Dem ist vorerst nichts hinzuzufügen. Nur noch dies zu den Rückzugsgefechten mancher, nicht aller „Stars“: Hinter den angeblichen Verletzungen kann auch hier und da eine Leistungszerrung gemutmaßt werden. Da der Beweis schwerlich anzutreten ist, verkneifen wir uns jetzt Namensnennungen.