Senioren-DM: Ungeheuerliches Schmierentheater um Erika Fändrich
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Erfurt/Krefeld, 06. März 2017) Ursprünglich wollten wir anstelle der üblichen 1:0-Berichterstattung unseren Beitrag im Fenster „Ergebnisse“ von den 16. Deutschen Senioren-Hallen- und 14. Winterwurf-Meisterschaften am vergangenen Wochenende in Erfurt an erfolgreichen Ehepaaren insbesondere im Wurf-Bereich aufmachen. Diese Geschichte bekommt jedoch nunmehr durch das Verhalten der Verantwortlichen einen völlig neuen, spektakulären Drall. Nämlich den eines üblen, ungeheuerlichen Schmierentheaters, wie es nur der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) aufzuführen vermag. Erika Fändrich (geb.Mészáros; Jg.1961)) vom TV Heppenheim durfte Samstag völlig unbehelligt zunächst am Diskus- und später am Speerwurf der W55 teilnehmen. Für ihren überlegenen Erfolg mit dem Speer (25,48 zu 22,01m gegenüber der Zweiten) wurde sie folgerichtig als Siegerin geehrt und ihr die Goldmedaille umgehängt.
Titelerfolg wieder aberkannt
Doch bekanntlich kann die Frömmste nicht in Frieden leben, wenn’s dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Aufgrund des Protestes eines Vereinsvertreters wurde Erika Fändrich gestern Morgen beim Einwerfen zum Hammerwurf, das sie nach bis dahin 44 Meter locker mit fast zehn Metern Vorsprung gewonnen hätte, gleich von drei Kampfrichtern aus dem Wettbewerb genommen. „Das glich einer Verhaftung“, schilderte uns ihr Ehemann Günther Fändrich (*1941), der tags zuvor Erster mit dem Diskus (35,40m) und Dritter im Kugelstoßen (10,92m) der M75 geworden war.
Das ist gerade so, als würde einem weinenden Baby ein Räbbelchen gegeben und nach dem es sich beruhigt hat, wieder weggenommen. Wenngleich das alles sehr unglücklich gelaufen ist und im Vorfeld schon hätte geklärt werden müssen, ist der Grund nachvollziehbar und dem neuen, seit 2017 abgeschafften Ausländerstartrecht geschuldet. Denn Erika Fändrich ist gebürtige Ungarin und besitzt trotz Verheiratung im Jahre 2005 allein die Staatsbürgerschaft ihres Geburtslandes, dass sie 2000 der Liebe zu ihrem Günther wegen verlassen hat. Sie gehörte in Ungarn nie einem Leichtathletik-Verein an, spielte dort Handball in der zweithöchsten Liga. Eingedenk ihrer „rechten Klebe“ und der sportlichen Leidenschaft ihres späteren Ehemannes begann sie mit dem Wurf und kam da schon sehr bald auf respektable Weiten.
Zweimal WM-Silber für Deutschland und einen Drei-Länderkampf bestritten
Sie verzichtete ausdrücklich und in Absprache mit beiden nationalen Verbänden bei internationalen Meisterschaften zugunsten von Deutschland auf ihr Startrecht für Ungarn. Bei den Senioren-Weltmeisterschaften 2013 in Porto Alegre (Brasilien) hübschte Erika den Medaillenspiegel der Erbsenzähler des DLV mit zwei Silbermedaillen (Hammer und Gewichtwurf der W50) auf. Obwohl eine Steigerung der Irritationen kaum noch für möglich gehalten werden dürfte, vertrat sie Deutschland 2015 beim Senioren-Drei-Länderkampf mit Frankreich und Belgien im Gewichtwurf der W50. Und nun noch das absolute Sahnehäubchen: In der Rekordliste des DLV wird sie in der W55 im Hammerwurf (46,47m) und Gewichtwurf (14,04m), beides 2016 erzielt, als Rekordhalterin geführt. Und das die Nationalität betreffend alles ohne deutschen Pass.
Schizophrenie in höchster Vollendung
Aber bei den Deutschen Senioren-Meisterschaften wird sie nachträglich aus der Wertung gestrichen und ihr der Start beim Hammerwurf, selbst außer Konkurrenz, verweigert. Dies verstehe wer will. Da beißt die Maus keinen Faden ab: Das ist ungeachtet der Neuregelung des Startrechts schizophren und perfide zugleich. Wer immer das verbrochen hat, gehört in die Klapsmühle, Abteilung Gummizelle.
Der Spaß, der letztlich keiner war, kostete die Eheleute Fändrich summa summarum 600 Euro. Sie sind gut beraten, den DLV in Regress zu nehmen.