DLV sollte Anschauungsunterricht bei Belgien und Niederlanden nehmen

Kolumne

Moment mal

(Belgien/Niederlande/Krefeld, 06. August 2022)
 Was machen unsere westlichen Nachbarn aus Belgien (11,56 Mio. Einwohner) und den Niederlanden (17,44 Mio.) bloß anders, vor allem besser, dass sie von der Einwohnerzahl kleiner als Nordrhein-Westfalen (17,93 Mio.), der großen Bundesrepublik Deutschland (83,23 Mio.) bei internationalen Topereignissen in der Leichtathletik bei Männern und Frauen den Rang in allen denkbaren Wertungen abgelaufen haben? Und das mit wesentlich kleineren, jedoch deutlich effizienteren Aufgeboten. Vermutlich demnächst wieder zu bestaunen bei den Europameisterschaften vom 15. bis 21. August 2022 im Olympiastadion der „Weltstadt mit Herz“ München. Der präsidiale Tagträumer Jürgen Kessing hat als Mann im Mond den kühnen Wunsch einer zweistelligen Medaillenbilanz öffentlich geäußert (wir berichteten).

Wer nicht mehr weiter weiß, der bildet einen Arbeitskreis

Was hat sich denn seit der so geheißenen Strukturreform beim DLV-Verbandstag am 17.April 2021 über die nominellen und personellen Umkrempelungen der Zuständigkeiten hinaus nach außen sichtbar tatsächlich getan „bei der Weichenstellung in eine bessere Zukunft“? Wenn einer nicht mehr weiter weiß, dann bildet er einen Arbeitskreis. Der wurde im Oktober 2021 bei einer zweitägigen Veranstaltung in Wetzlar mit der „Ständigen Konferenz für Sportentwicklung“ aus der Taufe gehoben (siehe Link). Das Wort „ständige“ muss da gründlich missverstanden worden sein. Seither trat dieses Gremium dem Vernehmen nach nicht mehr zusammen. In diesem Herbst soll es dann wieder soweit sein. Da haben sie zunächst mal die Scherben der letzten WM in Eugene (USA) und wahrscheinlich der EM gemessen an Kessing gleich mit wegzukehren, ehe es ans Eingemachte geht: Einer Neuorientierung der Spitzensportförderung, bei der restlos alles auf den Prüfstand gehört, alte Zöpfe radikal abgeschnitten werden müss(t)en. Denn die Zeiten sind in vielen Bereichen längst vorbei, wo die Welt am deutschen Wesen genesen soll.

Kampfrichtermangel gibt es bei unseren westlichen Nachbarn nicht

Weshalb nicht mal nachbarlichen Anschauungsunterricht bei Belgien und den Niederlanden nehmen? Das fängt ganz simpel bei dem völlig zu Recht beklagten Mangel an Kampfrichtern hier zu Lande an, der schon so manches Sportfest verhindert hat. Bei den Belgiern wachsen sie anscheinend auf den Bäumen. Allein ab heute sind in den verbleibenden 26 Tagen des klassischen Urlaubsmonats August in diesem überschaubaren Königreich sage und schreibe 56 Veranstaltungen ausgewiesen (siehe atletiek.nu). Da haben die Startwilligen förmlich die Qual der Wahl. Beneidenswert! Dabei war von den Niederländern diesbezüglich noch gar nicht die Rede. Beides für Westdeutsche aus dem grenznahen Bereich durchaus eine Alternative.