Annette Koop blickt auf prall gefüllte sechzig Lebensjahre zurück


(Lingen/Krefeld, 14. März 2018)
Mit Annette Koop (*14.03.1958) aus Lingen im Emsland blickt eine Vorzeigeathletin des Seniorensports heute auf sechs prall ge- und erfüllte Lebensjahrzehnte zurück. Die Mittelstrecklerin der LG Emstal Dörpen ist seit einiger Zeit zwar nicht mehr im Laufgeschäft unterwegs, ihre vielen Erfolge und Leistungen aber sind unvergessen. Den Beginn ihrer Karriere und Zugehörigkeit zur Leichtathletik gestaltet sie selbst; also nicht auf Anraten der Eltern, des Sportlehrers oder sonst wem. Sie ging einfach ins Lingener Stadion mit dem festen Willen „so, nun entdeckt mich mal“ und wartete auf der Tribüne auf den heimlichen Mentor, der sich wenig später tatsächlich einstellte, als sie angesprochen wurde mit „komm, lauf doch mal mit!“ Und das tat die 13jährige Annette denn auch und hielt das Training und die Wettkämpfe fünf, sechs Jahre durch, bis es ihr inzwischen beruflich zu viel wurde. Denn sie hatte eine Ausbildung zur Sportlehrerin aufgenommen und letztlich erfolgreich abgeschlossen, war in den Schuldienst eingetreten und schaffte die Mehrfachbelastung nicht mehr, da das Training intensiver wurde.

Als 34-Jährige bei der Cross-DM die Lauflust wiederentdeckt

Bereits 34-jährig kam sie 1992 wieder zurück. Als Seniorin startete sie bei der Cross-DM in Rhede. Der dritte Platz dort machte ihr Lust auf mehr, zumal sie auch von den internationalen Senioren-Meisterschaften Wind bekommen hatte. Erstmals trat sie bei den Europameisterschaften 1994 auf diese Bühne, wo sie in der W35 gleich dreimal auf dem Podium landete: 1500 m als Zweite, 800 m als Dritte und mit der Staffel über  4x400 m auf Rang zwei. Ein Jahr später wurde ihr Geschmack auf internationale Senioren-Titelkämpfe noch größer, als sie nach der WM in Buffalo (USA) ebenfalls mit dreimal Edelmetall nach Niedersachsen zurückkehrte und ihrem Trainer Arno Kosmider von ihren Erfolgen berichten konnte.Er sollte während der gesamten Laufbahn auf der Laufbahn Annettes feste Konstante sein, die sich mit immer weiteren Erfolgen auszahlte. National wie auch international; stets auf ihren Laufstrecken 800 und 1500 Meter, ab und zu auf die Unterdistanz ausweichend, wenn die deutsche Viertelmeiler-Staffel sie als willkommene Verstärkung gerne aufnahm.

Für die Power-Frau war stets Angriff die beste Verteidigung

Annette Koop ließ bei ihren Rennen nichts anbrennen. Sie lief nie taktisch, hielt sich nie im Mittelfeld oder gar am Schluss der Läuferinnen auf, sondern stürmte gleich nach dem Start nach vor. Sie war eine lupenreine Tempobolzerin, eine „Powerfrau auf der Kunststoffbahn“. Doch nach den World Masters Games 2013 in Turin hängte sie ihre Spikes an den vielzitierten Nagel, da Verletzungen ihr immer mehr zu schaffen machten. Fast zeitgleich beendete sie zusammen mit ihrem Mann Robert die überaus beliebte und viel gelesene Internet-Plattform „Annettes Seite“. Dieses informative Medium speziell für Senioren/innen richtete sie im Mai 1997 ein, war damit Vorreiter/in auf diesem  Sektor in Deutschland. Schnell nahm sie mit dem US-amerikanischen Sportjournalisten Ken Stone von masterstrack.com Kontakt auf, pflegte einen regen Austausch mit ihm, und lieferte nahezu täglich Neues aus der Senioren-Leichtathletik. Unabhängig, neutral, kritisch und höchst informativ. Später, ab 2010, gab es auch einen Schulterschluss mit Lampis. Durch ihren Mann, von Berufs wegen selbständiger Rechtsanwalt und Notar, war sie bei allen kritischen Berichten und Stellungnahmen stets in einer auf der juristisch sicheren, unangreifbaren Position. Und selbst „Binnenschreiben“ des DLV („wenn Sie nicht BINNEN zwölf Stunden Ihren Artikel korrigieren …“) brachte sie demzufolge nicht von ihrer Linie ab.

„Annettes Seite“ Wegbereiter der Online-Berichterstattung der Masters

So kann mit Fug und Recht „Annettes Seite“ als Wegbereiter der Online-Berichterstattung der Masters-Szene in Europa bezeichnet werden, wobei Annette und Robert Koop ob ihrer Neutralität und Kompetenz einen berechtigten und verdienten Extra-Ruf besaßen. Die Koops stellten 2012 ihre „Sendungen“ ein. Ein politisches Amt Roberts  und Annettes (nahendes) Karriereende ließen den Faden abreißen. Dem Sport ist Annette Koop als Mutter von fünf Kindern, ergo Nachwuchsarbeit wörtlich genommen, und dreimalige Großmutter jedoch weiterhin über die Schule verbunden, derweil Ehemann und Vater Robert sonntags seinen Söhnen beim Fußball zuschaut und mitfiebert. Nicht mehr ganz mit dem erhöhten Blutdruck, dem er bei den Läufen seiner Frau Annette latent ausgesetzt war.
Ad multos annos, Annette! Danke für deine über 20 Jahre im Seniorensport und Dank, dass du den Seniorensport so sympathisch und ehrlich rübergebracht hast.
Herzlichen Glückwunsch auch von dieser Stelle und allzeit Glückauf!