Jochen Gippert rannte in 22,46 Sekunden M45-Weltrekord über 200m

(Dortmund/Krefeld, 31. Januar 2022) Manch einer ist genetisch dermaßen begnadet und gesegnet, dass er die Naturgesetze nicht vollends auszuhebeln, jedoch den Prozess bemerkenswert zu verlangsamen vermag. Wer wüsste als engagierter, leidenschaftlicher Senioren-Leichtathlet nicht, dass die Grundschnelligkeit im Speziellen bei Sprint, Sprung und Lauf sowie die unerlässliche Schnellkraft im Allgemeinen bei Stoß und Wurf nun einmal mit zunehmendem Alter (etwa um die 30) unaufhörlich nachzulassen pflegen?! Derweil, entsprechendes Training stets vorausgesetzt, die Maximalkraft viel länger auf einem bestimmten Niveau zu stabilisieren ist. Ganz abgesehen von Beweglichkeit und Reaktionsvermögen. Das weiß ich als Fossil der Senioren-Leichtathletik schließlich aus eigener leidvoller Anschauung, kommt es in vielen Disziplinen auf beide Komplexe an.

Gunst der frühen Geburt und Stunde genutzt
 
Aber nun nach diesem kleinen sprachlichen Präludium zur besseren Gewichtung zu dem Phänomen, das es zu beschreiben gilt. Der Mann befindet sich gewissermaßen noch taufrisch im 46. Lebensjahr, gehört der Spezies Sprint an, schmiedete im übertragenen Sinne das Eisen, so lange es noch glühend heiß war. Gemeint ist Jochen Gippert (*25.01.1977; im Bild) vom Turnverein in Herkenrath, einem Stadtteil von Bergisch Gladbach im Verbandsgebiet Nordrhein. Der gerade 45-Jährige nutze neben seinem überragenden Können die Gunst der frühen Geburt und Stunde als Aufrücker in die M45. Als Gaststarter der Westfälischen Hallen-Meisterschaften der Männer gestern in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle rannte er in 22,46 Sekunden auf der günstigen Bahn fünf des Ovals laufend Senioren-Weltrekord über 200 Meter. Die bisherige globale Bestmarke wurde vom Briten Darren Scott gehalten, aufgestellt in 22,52 bei der Hallen-WM 2015 im polnischen Torun. Damit dürfte sich der schnelle Jochen nachträglich vermutlich das schönste Geschenk zum Geburtstag gemacht haben.

Holt er sich auch noch den 60-m-Weltrekord?

Sei noch erwähnt, dass Gippert Mitte Januar in Leverkusen über 60 Meter den zuvor vom prominenteren Dauerbrenner-Kollegen Alexander Kosenkow (*14.03.1977) vom TV Wattenscheid in blanken 7,00 Sekunden aufgestellten deutschen M45-Rekord egalisierte. Beim Wettrennen der beiden um den Weltrekord (6,97 sec.) des Italieners Mario Longo kann der noch 44-jährige Wattenscheider jedoch zunächst nicht eingreifen, da international richtigerweise das Jahr der Vollendung für die nächsthöhere Altersklasse gilt. Es ist wie in so vielen Dingen: Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Nicht nur in diesem Fall gehört jedoch die Silbe „Un“ davor. Gelle, DLV in Hessen.
Das brandaktuelle Foto in Jubel-Pose hat uns freundlicherweise Thomas Blech (*1973) von der LG Kindelsberg Kreuztal übermittelt, als Augen- und Zeitzeuge vor Ort und Vize-Meister im Kugelstoßen. Dem konnte er freilich bei lediglich zwei Teilnehmern nicht entgehen. (Alle Ergebnisse.)