DLV sieht sich mit massiven Angriffen medialem Nachbeben ausgesetzt
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Moment mal
(Eugene/Darmstadt/die Republik/Krefeld, 27. Juli 2022) Wer den Schaden hat, braucht für Spott und Häme nicht mehr zu sorgen. Den/die bekommt er obendrauf geschenkt. Es rauschte gestern in einer breiten Gewitterfront mit Blitz und Donner von Nord bis Süd, Ost bis West durch den analogen und digitalen Blätterwald aller großen deutschen Tageszeitungen und Nachrichtenportale. Das lässt sich nicht einmal in Schlagworten alles widerspiegeln und an dieser Stelle abbilden. Der Tenor war eh stets derselbe: Das historisch schlechteste Abschneiden einer deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft der Männer/Frauen bei einer Weltmeisterschaft, eben jüngst jener in Eugene/USA, und vor allem das Missmanagement des nationalen Dachverbandes. Irgendwie und irgendwo geht es immer noch weiter den Bach runter.
Kopfsprung in den Wassergraben symptomatisch für das deutsche Aufgebot
Das müssen wir hier nicht rekapitulieren, haben meinungsfreudig und dezidiert bereits während der zehn Tage mehrfach die Tastaturfinger in die „offenen Wunden“ gelegt, dabei „Ross und Reiter“ genannt. Eine noch nicht, deren Panne allerdings symptomatisch für die Germanen und –innen im hübsch-hässlichen gestreiften Nationaltrikot des us-amerikanischen Ausrüstungssponsor mit Konzernsitz am Schauplatz der Handlung werden sollte: Hindernisläuferin Lea Meyer, die mit einem ungewollten Kopfsprung in den Wassergraben die Slapstick-Einlage dieser Titelkämpfe frei Haus lieferte. Das 24-jährige Pechvögelchen rappelte sich jedoch auf und lief das Rennen als Vorlauf-Achte in 9:30,81 Minuten zu Ende. Damit war sie immerhin noch rund 22 Sekunden schneller als Gesa Felicitas Krause als 15. und Letzte des Finales über 3.000m Hindernis. Nun hat die deutsche Pfadfinderschaft ein Problem, welche von beiden die Tapferkeitsmedaille erhalten soll.
Eine sich seit Jahren abzeichnende, hausgemachte Krise
Genug gespottet. Stellvertretend sei noch auszugweise ein Beitrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in der meistzitierten Rheinischen Post aus Düsseldorf mit der Überschrift „Mihambo-Gold hilft nur bedingt“ und der Unterzeile „Die deutsche Leichtathletik steckt nach dem schlechtesten WM-Abschneiden in der Krise“ genannt.
Aus dem Text: Die Goldmedaille von Malaika Mihambo am Ende der WM sorgte für den erhofften Glanz – übertünchen konnte sie das Fiasko der deutschen Leichtathletik nicht. Und weiter: Ein Ausrutscher ins Negative ist die Pleite in den USA nicht, sondern eine sich seit Jahren abzeichnende Krise, die spätestens bei den Tokio-Spielen 2021 mit nur drei Olympia-Medaillen sichtbar wurde.
Ein Fall für Frank Ullrich, Sportausschuss-Vorsitzender des Bundestages
Der allenthalben und allerorten massiv angegriffene DLV, der sich sonst bei positiver Berichterstattung auf seiner Netzseite leichtathletik.de unter „Flash-News des Tages“ im Presse-Spiegel zu sonnen pflegt, schweigt dieses Thema nach Vogel-Strauß-Manier tot. Und noch etwas Tierisches mit meiner Befürchtung: Der DLV wird nach Känguru-Art weiterhin ungerührt und unverdrossen große Sprünge mit leerem (eigenen) Beutel machen. So ihm von höheren Orts kein Riegel vorgeschoben wird. Denn: Lampis liegt in „BCC“ die E-Mail eines namhaften Leichtathletik-Kenners an Frank Ullrich vor, den Vorsitzenden des Sportausschusses im Deutschen Bundestag. Darin heißt es unter anderem: „Wenn eine überwiegend durch Steuergelder finanzierte Kernsportart dermaßen gegen die Wand gefahren wird, muss man sich schon die Frage stellen, wer denn dafür die Verantwortung trägt. Die aktuelle Führung des DLV ist ja offensichtlich vollkommen überfordert und sollte die nötigen Konsequenzen ziehen.“
Der Fisch stinkt zuerst vom Kopf
Wenngleich eine ebenfalls aus der Tierwelt importierte nicht neue Erkenntnis und erst kürzlich im Zusammenhang mit der Senioren-Leichtathletik von Gastautor Gerhard Zachrau aus Mutterstadt verwendet: Der Fisch stinkt zuerst vom Kopf! Und der Fischmarkt hat diesmal seinen Sitz nicht in Hamburg-Altona sondern in Darmstadt. Nennen wir die Gattung Steinbutt. Klingelt’s?