Für das DLV-Team lag zum Auftakt der EM das Gold auf der Straße
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(München/Krefeld, 16. August 2022) Mit einem Auftakt nach Maß begann für die sehr üppig vom DLV aufgestellte Nationalmannschaft der Männer/Frauen gestern mit den überhaupt ersten Entscheidungen die Leichtathletik-EM im Rahmen des riesigen Volksfestes European Championships Munich 2022. Und das in einer Disziplin, die bislang nicht gerade zu den deutschen Domänen (die es allerdings auch nicht mehr gibt) gerechnet werden durfte: Im Marathon, der klassischsten aller Laufdisziplinen der Antike über die Langdistanz von 42,195 Kilometer. Allein das nötigt ja Hans Mustermann und Lieschen Müller schon Respekt oder verständnisloses Kopfschütteln ab. „Das Gold liegt auf der Straße“, titelte heute in ihrer Printausgabe die Rheinische Post. Richard Ringer rang es in seinem erst vierten Marathonlauf als scheinbar schon feststehender erster Verlierer noch in einem fulminanten Zielspurt dem völlig verblüfften Israeli Maru Teferi in 2:10,21 Stunden mit einem Minimalvorsprung von zwei Sekunden ab. Damit war der Meister-Ringer zusammen mit dem Viertplatzierten Amanal Petros (2:10,39) und Johannes Motschmann (16. in SBZ von 2:14,52) auch maßgeblich an der Silbermedaille in der erstmals vergebenen Mannschaftswertung beteiligt.
Starkes DLV-Trio gewann Mannschaftstitel im Marathonlauf
Was immer man von einem solchen Konstrukt dieser bloßen Aneinanderreihung von Zeiten hält und das für so überflüssig wie einen Kropf ansieht – sie existiert nun mal. Das deutsche Frauen-Trio (4. Miriam Dattke, 6.Domenika Mayer, 10. Deborah Schöneborn) wurde dafür mit golden glänzendem Edelmetall belohnt. Und die Verantwortlichen des arg gebeutelten und völlig zu Recht gescholtenen Dachverbandes strahlten im Zielbereich um die Wette. Allen voran der mittlerweile höchst umstrittene DLV-Vorstandsvorsitzende Cheick-Idriss Gonschinska.
Licht und Schatten wechselten in rascher Folge
Dazu gab es in den Wettbewerben im Olympiastadion weitaus weniger Anlass, wechselten Licht und Schatten mit teilweise ernüchternden Vorstellungen in rascher Folge. Verlass war wieder einmal auf die Fraktion von Stoß und Wurf. Völlig überraschend überstand Kugelstoßer Simon Bayer gegen freilich schwächelnde Konkurrenz als Zwölfter mit 19,92m so gerade die Qualifikation, konnte sich im abendlichen Finale (ebenso gewöhnungsbedürftig wie unnötig bei einer sechstägigen Veranstaltung) allerdings nicht mehr steigern, wendete jedoch als Elfter mit 19,83m die „Rote Laterne“ des Schlusslichts ab.
Bekloppt: Kugelstoß-Finals der Frauen und Männer zeitlich überlappend
Das Mädel-Terzett mit Katharina Maisch (18,65m), Sara Gambetta (18,53m) und Julia Ritter (17,80m: im Bild) kam im gleichen Modus geschlossen weiter. Richtig Dampf auf dem abendlichen Kessel hatte allerdings nur Julia Ritter, die mit sechs Versuchen jenseits von 18 Metern (ZDF-Reporter Peter Leissl quittierte es mit den Worten: „Ein sehr sichere Drehstoßerin“; Ritter stößt in der konventionellen Technik) hinter Sara Gambetta (18,48m) mit 18,29m den sechsten Platz belegte. Enttäuschend Katharina Maisch, die bereits in der „Quali“ ihr Pulver verschossen hatte und mit 18,01m Achte wurde. Bereits Bronze hing mit 18,94m in unerreichbarer Höhe, hätten Gambetta und Maisch (beide 18,88m) persönliche Freiluft-Bestleistung stoßen müssen. Was – kein Schreibfehler – dem Zeitplan-Verunstalter eingefallen ist, die Finals der beginnenden Frauen im Innenbereich des Kurvensegments auf getrennten Anlagen zeitlich überlappend mit den Männern auszutragen, dafür gibt es nur ein Wort: Bekloppt!
Drei-Mädel-Haus im Diskuswurf souverän durch die Qualifikation
Das deutsche Drei-Mädel-Haus hielt in zwei verschiedenen Gruppen ebenfalls mit „kompletter Combo“ recht souverän Einzug der besten Zwölf in den Vorkampf des Finales (das gab’s in gleicher Besetzung auch schon bei der WM). Die in Eugene krachend gescheiterte Kristin Pudenz mit 64,25m und Claudine Vita mit der Maßarbeit von 63,51m verdienten sich das große „Q“ (63,50m erforderlich; schafften nur vier), Shanice Craft (62,64m) kam als Gesamtfünfte gut abgesichert weiter. Einen Ritt auf der Rasierklinge absolvierte Mitfavoritin Jorinde van Klinken aus den Niederlanden nach zwei ungültigen Versuchen und dem Befreiungsschlag von 62,18m. Davon hatte sie offenbar einen solchen Adrenalin-Überschuss, dass sie wenig später hinter ihrer Landsfrau Jessica Schilder (20,24m) und der Portugiesin Auriol Dongmo (19,82m) mit 18,94m Dritte im Kugelstoßen wurde.
DLV sollte sich den vorläufigen Medaillenspiegel ausdrucken und einrahmen
Bei der letzten Entscheidung des Abends belegte Konstanze Klosterhalfen in 31:05,21 Minuten den vierten Platz. Und dahin ging der vage Traum einer Bronzemedaille. Dazu hätte sie schon satte 20 Sekunden schneller sein müssen. Es wäre jedoch eine Schublade zu hoch gegriffen von einer ernüchternden Vorstellung zu sprechen. Übrigens: Den vorläufigen Medaillenspiegel sollte sich der DLV ausdrucken, einrahmen und auf die Gästetoilette der Geschäftsstelle in Darmstadt hängen. Den führt nämlich Deutschland mit zwei goldenen und einer silbernen Plakette an.
Alles Ergebnisse der ersten Tages zur Selektion und eigenem Gusto unter diesem Link.