WMA entwickelt sich mit inflationären Zusatzgebühren zur Goldgrube
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- Geschrieben von Gastautor Knut Reimann
Kolumne
Moment mal
(Malaga/Krefeld, 31. Juli 2018) Heimlich still und leise hat der Senioren-Weltverband der Leichtathleten (WMA) zugeschlagen und seine eigene Interpretation von Inflation geliefert. Es geht um die Zusatzgebühren bei den Weltmeisterschaften im September in Málaga (Spanien). Während die Startgebühren für die Athleten (pro Disziplin) sich nur unwesentlich geändert haben, sorgen die Zusatzgebühren für inflationäre Furore. Mit Zusatzgebühren sind die Extra-Abgaben gemeint, als da wären: LOC-Gebühr = 31 €, WMA-Gebühr = 30 €, Begleitperson über 14 Jahre = 38 €, Begleitperson unter 14 Jahre = 19 €. Im Klartext heißt das für einen Athleten, der mit seiner Frau und einem Kind (unter 14) nach Andalusien reist, dass er, bevor er seine Sportschuhe geschnürt hat, bereits 118 € ‚abdrücken‘ musste. Eine wahrlich stolze Summe für lupenreine Nebengeräusche!
Modernes Raubrittertum
Während das Lokale Organisationskomitee (LOC) wenigstens – wohlwollend betrachtet – noch eine Gegenleistung für seine 31 € bietet, hat die World Masters Athletics (WMA) nichts, aber auch gar nichts, was sie dem Athleten samt Anhang in die Waagschale legen kann. Gelinde gesagt: die Frechheit hat auch Grenzen, die sind überschritten. Das ist modernes Raubrittertum.
Eine Viertelmillion zur Mehrung des Vermögens
Gemeldet und mittlerweile offiziell bestätigt, wollen 8.197 Athleten (5.503 männlich, 2.694 weiblich) in Málaga antreten.. Mathematisch gesehen heißt das, dass die WMA 8.197 mal 30 € = 245.910 € kassiert. Annähernd eine Viertelmillion Euro. Eine stolze Einnahme für nullkommanix. Nun sei die Frage erlaubt, was das Präsidium der WMA mit so viel Geld anstellt? Was hat letztendlich der Athlet, für den die WMA ja bekanntlich da ist (oder besser: da sein sollte) davon, dass der Verband sein Vermögen mehrt?
Die Ausgaben für die WMA tendieren in Málaga bei den Weltmeisterschaften gen Null, stellt doch der spanische Ausrichter Verpflegung und Logis dem mit Mann und Maus anreisenden Vorstand der Weltorganisation zur Verfügung. Der Verdacht, wie die WMA ihr Geld „verbrät“, läuft daher wieder einmal mit. Bei einer nationalen (!) Meisterschaft in Indien zum Beispiel sah man jüngst noch fünf (!) WMA-Vertreter Turban geschmückt auf der Tribüne sitzen (wir berichteten am 21.Juli über die Eheleute Wilma und Stan Perkins mit besagtem Kopfschmuck auf dem Foto).
Brisantes Thema wird dem Gang zum Büffet geopfert
Selbst wenn man davon ausgehen kann, dass diese Abgesandten Unterkunft und Verpflegung von den Indern spendiert bekamen, so waren die Reisekosten (plus Spesen, versteht sich) im Kassenbuch der WMA wieder zu finden. Reisekosten für Flüge aus Nord- und Mittelamerika, Ozeanien und Europa. Da in der WMA sechs Regionen vertreten sind, wird das Präsidium all diese Regionalmeisterschaften wie bisher besuchen. Mit Kind und Kegel.
Wie dem auch sei, die Delegierten bei der Generalversammlung werden dieses brisante Kosten-Thema namens Zusatzgebühr wohl kaum während der Sitzung ansprechen. Sie warten ab, wer die Wahl zum nächsten Austragungsort gewinnt, nehmen die Einladung zum Büffet noch wahr, verschwinden dann und ersparen sich den Rest der Sitzung.
Mit Sicherheit wird es auch den Japaner Sadao Tabira (M 85) nicht großartig interessieren. Er ‚drückt‘ gern die 30 € ab, denn bei Starts in 17 (siebzehn!) Disziplinen bedeutet das für ihn gerade mal einen Aufpreis von 1,76 € pro Wettbewerb. Und, ein wenig flapsig formuliert, das letzte Hemd hat ohnehin keine Taschen.
Namensumbenennung in WMMA würde Sinn machen
Hingegen sollte sich die WMA mit ihrem alsbald neuen Präsidenten, könnte auch mit „in“ am Ende werden, Gedanken machen, den Verbandsnamen in WMMA für World Miles & More Association zu ändern. Geld ist ja reichlich für Schickimicki-Ausflüge rund um den Globus vorhanden!