Falschmeldung und alternative Fakten auf dem Internet-Portal des DLV
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Moment mal
(Darmstadt/Leipzig/Krefeld, 13. Februar 2021; 17:30 Uhr) Vorweg zum besseren Verständnis: Es ist der unschätzbare Vorteil eines Online-Mediums gegenüber einem wie auch immer gearteten Print-Produkt, dass kleine Ungereimtheiten hinsichtlich Schreibfehlern, Zahlen- und Buchstabendrehern jederzeit korrigiert werden können. Aber wirklich nur denen. Selbstverständlich dürfen nach dem Erscheinen Inhalte nicht später klammheimlich von hinten durch die kalte Küche beliebig ausgebügelt werden. Zumal es insofern für die Katz‘ ist, als selbst jene, die beim Original die Falschmeldung oder alternativen Fakten sofort erkannt haben, sich jedoch garantiert nicht irgendwann danach eine möglicherweise berichtigte Fassung anschauen.
Leser sind so oder so die Gelackmeierten
Gelackmeiert sind alle Leser, die sich gutgläubig und eben wider besseren Wissens haben ins Bockshorn jagen lassen. Nicht nur, aber auch für sie hätte es einer eigenständigen Meldung mit dem Ausdruck des Bedauerns bedurft, dass sich der Urheber in Unkenntnis der gewiss nicht beabsichtigten Irreführung in diesem oder jenem Punkt schlichtweg regeltechnisch und demzufolge sprachlich in die Nesseln gesetzt hat.
Erinnern wir daran, dass wir selbst einen schlichten Buchstabendreher bei Altersnord statt Alsternord zum Anlass genommen haben, uns mit einer Glosse auf den Arm zu nehmen. Und erst gestern unter Nachrichten in einer Fußnote benannt haben, dass die Meldegebühr 27 anstelle von 19 Euro beträgt. Das im ursprünglichen Text zu ändern, hätte vermutlich niemand bemerkt. Etikettenschwindel wäre es trotzdem gewesen.
Ein „Screenshot“ als Beweismittel für die Original-Version
So gesehen und geschehen allerdings in der News-Spalte auf dem Internet-Portal des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) vom 09.Februar 2022 in dem Beitrag über das Hallenmeeting in Leipzig. Den uns via E-Mail mit dem Betreff „Der DLV kennt seinen eigenen Regeln nicht“ in wohlweislicher Absicht zugespielten „Screenshot“ haben wir als Steilpass liebend gerne aufgenommen und werden ihn im weiteren Verlauf zu einem Treffer verwandeln. Ehrensache! Dort heißt es im Original-Modus mit der Zwischenüberschrift:
Masters-Weltrekord für Alexander Kosenkow
Für eine Überraschung sorgte Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01). Einst fester Bestandteil der DLV-Staffeln und mehrfacher Deutscher Meister, knackte er auf der Außenbahn laufend in 22,21 Sekunden den Hallen-Weltrekord über 200 Meter der Altersklasse M45. Es folgte ein von uns gekürztes Zitat des mutmaßlichen neuen Rekordinhabers: „Das war der Grund, warum ich heute hier gelaufen bin.“
Da sind der Autor und Sprinter mit Grandezza in die hausgemachte Falle des schon mehrfachen erwähnten DLV mit seiner schizophrenen Regel getappt, dass nationale Rekorde für die nächsthöhere Altersklasse mit dem Erreichen des Geburtsjahres Anerkennung finden. International ist jedoch nachvollziehbarer und richtigerweise die bereits vollzogene Vollendung maßgeblich. Kosenkow ist am 14.März 1977 geboren worden, also noch 44-jährig. Jochen Gippert (*25.01.1977) vom TV Herkenrath behält folglich seine in 22,46 Sekunden wenige Tage nach seinem Geburtstag in Dortmund aufgestellte globale Bestmarke (wir berichteten).
Schizophrenes Regelwerk der Dachorganisation
Ob er es war, der auf „Zuruf“ das Referat Kommunikation und Medien in Darmstadt auf die Mogelpackung hingewiesen hat, ist uns nicht bekannt. Jedenfalls wurde irgendwann in der oben erwähnten Weise der Beitrag radikal umgeschrieben (siehe Link). Was dennoch bleibt, ist der unerträgliche Zustand, dass der nationale Rekord (sie nennen es bei der Ü30-Generation despektierlich „Bestleistung“) besser notiert wird als der von Europa und der Welt. Nicht das einzige Beispiel für diese hirntote Regelung und vollkommen meschugge, dass ein am 31.Dezember 1972 Geborener bereits am 02.Januar 2022 als gerade mal 49-Jähriger hierzulande einen Rekord in der M50 aufstellen kann. Dieser Schwachsinn sollte zum Anlass genommen werden, endlich mit dem pathologischen Befund der Schizophrenie von Neurologen und Psychiatern aufzuäumen. Die kurze wissenschaftliche Erklärung für diese Krankheit spricht für sich:
Schizophrenie ist eine psychische Störung, bei der die Gedanken und Wahrnehmungen der Betroffenen verändert sind. Auch die Gefühle, die Sprache, das Erleben der eigenen Person und die Wahrnehmung der Umgebung weichen stark vom Erleben gesunder Menschen ab.
Hätten wir das bei der Gelegenheit gleich mit beanwortet.