Mutter der Senioren-Kompanie scheint irgendwie untergetaucht zu sein

Kolumne

 

Das Wort am Sonntag

(Krefeld, 25. Januar 2015) Nun gehöre ich wahrlich nicht zu der Sorte Mensch, die ihr Innerstes nach außen krempeln und sich einem theoretisch nach Millionen messenden Auditorium öffentlich mitteilen. Obwohl ich mit der vom Alter her inzwischen siebten Null nicht nur nach meiner in diesem Fall unmaßgeblichen Einschätzung ein durchaus geselliges Kerlchen bin, behalte ich meine Gefühlslage lieber für mich. Die persönliche Regierungschefin ausgenommen, die es ohnehin an meinem Gesicht abzulesen vermag. Das ist zugleich das Stichwort. Mein bei einem Autounfall am 17.Juni 2013 in seinem Audi R8 tödlich verunglückter langjähriger Klubkamerad Arno Küppers bewegte mich vor Jahren dazu, mich unbedingt bei Gesichtsbuch, bekannter unter Facebook, anzumelden. Da gehöre man(n) einfach hin, um „in“ zu sein und am Geist der Zeit zumindest teilhaben zu können. Auch ohne großartige eigene Aktivitäten. Das letztere Argument überzeugte mich. Also habe ich mich angemeldet und mir eine spartanische Profilseite eingerichtet, fortan mein nicht vorhandenes Mitteilungsbedürfnis mich selber betreffend voll ausgelebt.
Mit schöner Regelmäßigkeit bekomme ich seit geraumer Zeit unter einem plakativen Stichwort ein Tageshoroskop für Liebe, Job und Gesundheit aufoktroyiert. Vorausgeschickt, dass ich an derlei Deutungen nicht mal im Entferntesten glaube (sonst wüssten die ja, dass ich im Hauptberuf „Rentier“ bin; von wegen Job), deshalb dem Hinweis in der Mail nicht weiter folge und sie lösche. Wie sollen, von einzelnen Treffern aufgrund der mathematischen Größe abgesehen, die ganzen Weissagungen auf  Millionen von im Sternzeichen Schütze geborenen zutreffen? Nonsens! Aber wem’s hilft – bitte schön. Jeder nach seiner Facon oder wie der Rheinländer zu sagen pflegt: Jedem Dierche sing Pläsierche. Die Überschrift von Heute habe ich mir noch gerade gemerkt, die da lautete: Große Anziehungskraft. Das münze ich freilich weniger auf mich, als auf Lampis und was momentan so die Senioren/innen direkt oder mittelbar in Form der Solidarisierung beschäftigt. Da flatterte wieder einiges via Satellit in mein elektronisches Postfach. Und da ich mir nachts eine Mütze voll Schlaf gönne, habe ich es erst heute Morgen gesehen, gelesen und bisweilen geschmunzelt, was da so alles andockte. Das lässt sich jetzt unmöglich alles wiedergeben, würde selbst diesen etwas größeren Rahmen bei einer Kolumne bei weitem sprengen.
Doch ein Bilddokument fand ich besonders hübsch und originell. Ob eine wirkliche Verbindung zu einer lebenden Person besteht, vermag ich nicht schlüssig zu konstatieren. Doch weil es so schön ist, unterstelle ich es einfach. Denn es macht auch Sinn, an sie zu erinnern, da sie irgendwie untergetaucht zu sein scheint. Nicht einmal in der brisanten Trikot-Frage hat sich die sonst omnipräsente Multifunktionärin Margit Jungmann aus Rehlingen im Saarland in der ihr eigenen Wortgewalt an ihr Volk gewendet. Dabei ist sie doch – unter anderem – als Vorsitzende des Bundesausschusses Senioren die allerhöchste Interessenvertreterin und Instanz der „ewigen Talente“ der Leichtathletik. Wenngleich ohne irgendwelche wirklichen Befugnisse. Seit ihrer, gewissermaßen der Kanzlerin gleich, Weihnachts- und Neujahrsansprache in der „Oldiethek“ auf der Verbandsnetzseite wurde sie öffentlich nicht mehr vernommen, die Mutter der Senioren-Kompanie. Müssen wir uns ernsthaft Sorgen um sie machen? Oder herrscht bei ihr aufgrund der Nähe zu unseren lieben französischen Nachbarn deren Maxime „C’est la vie“ (frei übersetzt: So ist das Leben eben) vor? Ritter Götz von Berlichingen hätte es drastischer mit „lmA“ formuliert. Wie dem auch immer sei: machen wir ihr rein vorsorglich eine kleine Freude mit der nach ihr (?) in landestypischer Sprache benannten Straße in der Goldenen Stadt Prag.
In diesem Sinne noch einen zauberhaften Sonntag sowie eine ebensolche neue Kalenderwoche voller Schaffenskraft und unermüdlichem Tatendrang!