EMA-Präsident Kurt Kaschke erwies sich und der Sache einen Bärendienst

Kolumne

Das Wort am Sonntag

(Grosseto/Krefeld, 17. Mai 2015)
Hier kommt Kurt, ohne Helm und ohne Gurt! Dafür aber angemessen gewandet in einem Nationaltrikot mit dem Schriftzug DEUTSCHLAND, was ihn ehrt, auf der relativ schmalen Brust. Nun gut, er ist ja auch kein Werfer, der EMA-Präsident Kurt Kaschke (*1955) aus Freudenstadt am Kniebis im Schwarzwald. Das Foto entdeckte ein fleißiger „Maulwurf“ auf Facebook, zeigt den präsidialen Möchte-gern-Langstreckler zusammen mit seiner Lebensabschnittsgefährtin (LAG) bereitwillig noch strahlend Lächeln vor dem Start zum 10-km-Straßenlauf bei der Senioren-EM in Grosseto (Toskana/Italien). Gepostet haben es die Organisatoren der nächstjährigen Hallen-Europameisterschaften in Ancona an der italienischen Adriaküste. Sicherlich nicht ohne das Einverständnis ihres obersten kontinentalen Feldherrn. Und das offenbart die Kehrseite der Medaille. Sie sagt ganz grundsätzlich etwas über das pathologisch anmutende Mitteilungsbedürfnis und Sendungsbewusstsein sowie pfauenartige Imponiergehabe des 60-jährigen Schullehrers aus. Ob ihm nach dem Zieleinlauf auch noch danach gewesen wäre, darf zumindest leise weinend bezweifelt werden. K.K. aus F. belegte unter 39 „Finishern“, wie es im DLV-Sprachgebrauch heißt, als viertbester von vier Deutschen in 52:33 Minuten den 33. Platz. Der italienische Sieger (36:43) dürfte zu dem Zeitpunkt bereits die Dusche verlassen und vor einem gut gehäuften Teller mit Spaghetti Bolognese oder der vegetarischen Variante mit Pesto gesessen haben. Da wir gerade schon bei Gemeinheiten sind: Gold im gleichlangen Straßengehen "ging" im zweifachen Wortsinne in 50:38 Minuten weg.  

Jeder blamiert sich so gut er kann


Nun stellt sich natürlich die Gretchenfrage: ist dem hehren olympischen Leitsatz folgend dabei sein wirklich alles? Muss sich das der Steuermann des europäischen Dach- und Fachverbandes tatsächlich antun, sich sportlich eine derartige Klatsche abzuholen (was ihm vorher hätte klar sein müssen)? Die Antwort darauf muss er selbstverständlich ganz alleine geben. Er ist es ja auch, der zumindest eine Weile mit der Blamage spazieren geht. Denn bekanntlich muss derjenige nicht mehr für den Spott sorgen, der den Schaden hat(te). Doch hätte er, Geltungsbedürfnis und Selbstinszenierung hin oder her, ins Kalkül ziehen müssen, dass er als öffentliche Person auch von der Öffentlichkeit argwöhnisch beäugt wird. Jedenfalls von Medien, die ein Gespür und Gefühl für Themen haben. Würde es „Kuddel“ allein darum gehen mal auszuloten, ob er die ganz Bandbreite vom Sprint in der Staffel des VfL Sindelfingen bis Halbmarathon (dafür ist er auch gemeldet) auf der Spule hat, hätte es ein unbedeutender und vor allem weitgehend unbemerkter Volkslauf in Kleinkleckersdorf auch getan.
Es kommt noch ein weiterer, viel wichtigerer Aspekt hinzu: Er sollte Vorbild sein, zieht jedoch durch sein unterdurchschnittliches Freizeitläuferresultat diese EM auf das Niveau einer Kirmes- und Tourismusveranstaltung herunter. Die bescheidene Meinung des Verfassers ist, dass sich Kaschke selbst, aber insbesondere der Senioren-Leichtathletik einen Bärendienst erwiesen hat. Weniger ist manchmal mehr. Wie wäre es mit vornehmer Zurückhaltung?! Und wenn er nun unbedingt möglichst oft im Bild sein möchte, wäre die Durchführung von Siegerehrungen weitaus geeigneter dazu.  
In diesem Sinne noch einen schönen Sonntag und eine zauberhafte dritte Mai-Woche ganz ohne Eisheilige!