Veranstaltungssterben: Offene "Westfälische" mussten abgesagt werden

Kolumne

Das Wort am Sonntag

(Kamen/Oberhausen/Krefeld, 31. Mai 2015)
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Manchmal. Nicht immer. Der  Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) mit Sitz in Kamen teilt auf seiner Netzseite mit, dass die ursprünglich für Sonntag, 07. Juni 2015 terminierten Offenen Westfälischen Senioren-Meisterschaften der Leichtathleten/innen ausfallen. Trotz eifrigen Bemühens habe sich kein Ausrichter für diese Titelkämpfe gefunden. „Es gibt konkrete Planungen für die Durchführung im August/September. Hier haben bereits Gespräche stattgefunden“, heißt es weiter. Bleibt zu hoffen, dass den verheißungsvollen Worten auch Taten folgen und zumindest in diesem Falle dem allgemeinen Veranstaltungssterben Einhalt geboten werden kann. An höherer Stelle ist in diesem traurigen Zusammenhang beschönigend von gesundschrumpfen die Rede. Das ist die niedlichere Etikettierung für abschaffen, was wir allerdings den Machern in Westfalen nicht unterstellen wollen.
Des einen Leid könnte zu des anderen Freud’ werden. Nämlich die bislang aus dem Westfälischen eher karg frequentierten Offenen Nordrhein-Seniorenmeisterschaften. Zumal der Schauplatz am 20.Juni 2015 mit dem Stadion Sterkrade in Oberhausen ausgesprochen günstig, direkt an der Grenze des zweigeteilten, einwohnerstärksten Bundeslandes vom Nordrhein zu Westfalen liegt. Fast ein Heimspiel für alle Aktiven aus dem Ballungsgebiet des einstigen Kohlenpottes, wo Ortschaften nahtlos ineinander übergehen. Einzelheiten zu den „LVN Open“ unter diesem Link.
Und nicht vergessen: heute ist Weltnichtrauchertag. Da haben all jene nix zu "feiern", die sich dem blauen Dunst hingeben. Oder wie ist der missverständliche Arbeitstitel zu verstehen? Das müsste Sportlern allerdings herzlich egal sein. Eigentlich sollte das eine das andere ausschließen. Ausnahmen bestätigen wie stets auch hier die Regel. Jüngst habe ich bei einer Tasse Cappucino auf der Terrasse der (öffentlichen) Gastronomie des Golfklubs Stadtwald sitzend im Innenfeld der herrlichen Galopprennbahn in Krefelds grüner Lunge tatsächlich einen Golfer gesehen, der seinen Trolli nach einem Abschlag mit einem Glimmstengel im Mund vor sich herschob. Da legst di nieda! So es ein Wettspiel war, gehörte der Mann disqualifiziert. Besser noch lebenslänglich gesperrt. Das ist allerdings bei vielen organisierten Hobby-Golfspielern, oft Quer- und Seiteneinsteiger vom Tennis, das ihnen zu laufintensiv wurde, mit Verlaub, häufig nicht nicht mehr allzu lange. Die haben schon einiges auf der Lebensuhr. Der Spruch auf dem links dargestellten schmucken Emailleschild kommt schließlich nicht von ungefähr. Im zweifachen Wortsinne Schlagfertige pflegen auf diese Frage indes zu antworten: "Es geht auch beides." Nicht gleichzeitig, versteht sich. Wobei offen bleibt, ob die Chemie da nachhelfen muss(te). Aber Spaß beiseite.  

Blatter macht immer noch nicht die Flatter

Was die Fußball-Welt in dieser Woche bewegte, fand in Zürich (Schweiz) beim Wahlkongress der FIFA statt. Die Konsequenz von der Geschicht: der Blatter macht immer noch nicht die flatter. Der greise 79-jährige Eidgenosse (man bemerke die Doppeldeutigkeit), oder ist er womöglich schon senil, will von den korrupten Machenschaften und der Geldanhäufung zum eigenen Wohle in seinem Präsidium nichts gewusst haben. Wer's glaubt wird selig. Da kommt viel Arbeit auf Papst Franziskus zu. Von wegen Seligsprechungen.
Für Werktätige wird die kommende 23. Kalenderwoche in einigen Bundesländern durch Fronleichnam (04. Juni) einen Arbeitstag weniger haben. Früher gab's da die Wahl zwischen Prozession oder Sportfest. Weitestgehend wird der/die wettkampfaffine Leichtathlet/in heutzutage vor diese schwerwiegende Gewissensfrage nicht mehr gestellt. Wären wir wieder beim Veranstaltungssterben. Nicht alle "Todesfälle" hat freilich der DLV zu verantworten. Gleichwohl zu viele. Aber er nennt es ja Gesundschrumpfung. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen immer schön tapfer bleiben.
In diesem Sinne noch eine schönen Sonntag, mit oder ohne Hochamt, und eine ereignisreiche erste Juni-Woche! 

Weia Reinboud verbesserte den eigenen Hochsprung-Weltrekord

(Stendal, 30. Mai 2015) Natürlich ist die Messe nach gerade einmal der zweiten Disziplin im Siebenkampf der Seniorinnen noch lange nicht gelesen. Doch die Niederländerin Weia  Reinboud (im Bild) liegt bei der selbst erklärten Mission Weltrekord für das Zwei-Tage-Werk voll im Soll. Denn das fortgeschrittene Meisje erzielte gewissermaßen als Durchlauferhitzer dahin heute Vormittag im Rahmen des 3.Stendaler Hanse-Cups mit im zweiten Versuch übersprungenen 1,40 Meter einen neuen Weltrekord im Hochsprung der W65. Die noch sehr junge alte Bestmarke hatte sie erst kürzlich mit 1,38m in ihren Besitz gebracht. Das Stadion „Am Galgenberg“ festigte damit ein weiteres, nun schon das vierte Mal seinen Ruf, ein hervorragendes „Pflaster“ für globale Höchstmarken zu sein. „Wenn im Hochsprung alles klappt, dann ist der Weltrekord im Siebenkampf in Gefahr“, hatte Reinboud vor dem Auftakt orakelt. Nehmen wir sie beim Wort. Lampis bleibt selbstverständlich auf Sendung.
Dazu noch ein Hinweis für die Freunde der Vielseitigkeit. Denn einige Etagen höher geht es an diesem Wochenende für die Männer und Frauen im Mehrkampf-Mekka Götzis in Vorarlberg (Österreich) bei großer deutsche Beteiligung um möglichst viele Punkte im Hinblick auf die Qualifikation für die WM 2015 im „Vogelnest“ von Peking (China). ORF Sport+ berichtet im Internet via Livestream.
Übrigens ist das unter Leichtathleten weltberühmte Möslestadion auch Schauplatz der Internationalen Österreichischen Mastersmeisterschaften am 20./21. Juni 2015. Nix wie hin!

Team-DM Senioren/innen: Noch drei weitere Durchgänge terminiert

(Fürth/Krefeld, 29. Mai 2015) Mittlerweile haben sich etwa 85 Prozent der „üblichen Verdächtigen“ an Vereinen und Startgemeinschaften bei der diesjährigen Team-DM Senioren (zuvor DAMM) beteiligt. Dieter Krumm vom LAC Quelle Fürth, in Sachen DAMM südliches Pendant zu Nordlicht Bernhard Riedel aus Hamburg, hat drei noch bislang bekannte Qualifikationsmöglichkeiten in Oberhausen (30. Mai), Gröbenzell (09. Juni) und Verden (13. Juni) herausgefunden. Darüber hinaus, wer sich berufen und stark genug fühlt, kann rein theoretisch bis zum absoluten Meldeschluss am 30.Juni 2015 noch das Ticket für das Bundesfinale am 05.September 2015 im Hülsparkstadion in Kevelaer (Niederrhein) zu lösen versuchen. Gegenüber der Veröffentlichung in der Senioren-Spielecke auf der DLV-Netzseite (wir berichteten) haben sich seither keine Veränderungen ergeben.
Einfacher kann eine Marktlücke nicht geschlossen werden als bei der M30 (5), W30 (5), W60 (3) und W70 (0) mit jeweils weniger als sechs Teams. Nur: woher nehmen und nicht stehlen? Aber vielleicht bewegt sich nicht nur in diesen quantitativ unterbelichteten Klassen noch etwas.

DLV ruderte in der unsäglichen Nationaltrikot-Frage heftig zurück

(Lyon/Darmstadt/Krefeld, 30. Mai 2015) Tue Gutes und rede darüber, sagte dereinst DLV-Ehrenpräsident Theo Rous aus Alpen am Niederrhein als brillanter Redner und Plauderer. Bedankt für die Steilvorlage, lieber NRW-Landsmann, machen wir sogleich. Aufgrund unserer ständigen Brandmarkung in der unseligen Trikotfrage als einzig wirkliche Interessenvertretung der Senioren/innen, zuletzt bei der Straßen-EM in Grosseto (Italien), legte sich der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) mächtig in die rhetorischen Riemen und ruderte heftig zurück. Im Info-Brief zum Anmeldeverfahren zu den 21. Senioren-Weltmeisterschaften vom 04. bis 16. August 2015 in Lyon (Frankreich) heißt es nunmehr unter Punkt 3.4: „Die internationalen Seniorenverbände EVAA und WMA berufen sich in der Trikotfrage auf  § 143 der Internationalen Wettkampfregeln. Dort heißt es: ,... nehmen die Wettkämpfer in der einheitlichen, zugelassenen Kleidung ihres Nationalen Verbandes teil. Der DLV empfiehlt seinen Athleten/innen, sich an diese Regel zu halten, da er die Athleten/innen nicht durch eine mögliche Disqualifikation im Wettkampf gefährden möchte. Wir sehen durchaus, dass den Athleten/innen dadurch zusätzliche Kosten entstehen. Um dem entgegenzuwirken, hat der DLV zwei Maßnahmen getroffen: Der DLV verlangt von seinen Athleten/innen nicht, dass immer das Trikot der aktuellen Kollektion getragen werden muss. Die Trikots können auch einer früheren Kollektion entstammen.“
Na also, geht doch. Endlich entspricht es der Interpretation, die EMA-Vizepräsident Jerzy Krauze (Polen) bei der Technischen Besprechung zur Hallen-EM 2015 in Torun im Beisein der DLV-Delegation zum Besten gab und EMA-„Präses“ Kurt Kaschke aus Freudenstadt als Teilnehmer am Straßenlauf in Grosseto zehn Kilometer lang, davor und danach plakativ öffentlich zur Schau trug. Ein Trikot aus einer älteren Kollektion nämlich (siehe Foto).
Und was macht der gewählte Senioren(ver)sprecher: er hält in dieser Sache auf seiner Verharmlosungsnetzseite  wieder einmal die (Tastatur-)Finger still, lässt seine Schutzbefohlenen im Dunkeln tappen. Logo! Leider kommen wir nicht überall an. Flankierende Maßnahmen wären deshalb ganz nützlich.

Mann mit dem verpflichtenen Kürzel PS wird heute achtzig Jahre jung

(Übach-Palenberg/Viareggio/Krefeld, 28. Mai 2015) Wer zählt die Titel und Medaillen? Er selber. Denn er führt seit dem Beginn seiner einzigartigen, erst mit 16 Jahren begonnenen Leichtathletik-Laufbahn außerhalb der Laufbahn akribisch Trainings- und Wettkampfbücher. Die füllen inzwischen einen großen Aktenschrank im Arbeitszimmer seines schönen Anwesens in Übach-Palenberg bei Aachen. Den bekanntesten Sohn und größten Werbeträger der 24.000-Seelen-Gemeinde im Kreis Heinsberg konnten wir allerdings nicht bei dem ständigen Ausbau der Erfolgsspur zum aktuellen Stand befragen. Der Jubilar hat sich der „drohenden“ Gratulationskur zur heutigen Vollendung seines achten Lebensjahrzehnts entzogen. Nicht nur diesen Ehrentag verbringt Wurf-Allrounder Peter Speckens (*28.05.1935 in Mönchengladbach) im italienischen Viareggio in trauter Zweisamkeit mit seiner Ehefrau Irmgard, die seit über 50 Jahren an seiner Seite ist. Irgendwie auch Ausdruck für seine Beständigkeit. Allerdings auch von der Dame seines Herzens, die stets viel Verständnis für seine zweite Leidenschaft nach ihr, den Sport, aufgebracht hat und es weiterhin tut. Schließlich ist „Peter der Große“ noch kein bisschen müde und hat die Senioren-Weltmeisterschaften vom 04. bis 16. August 2015 in Lyon (Frankreich) auf seiner sportlichen Agenda.

Weltweit der erfolgreichste aktive Werfer

Es wird gern und oft bei „runden“ Geburtstagen davon gesprochen oder geschrieben, dass ihn ein großer seiner Zunft feiert. Dieser Superlativ wäre in diesem speziellen Falle allerdings noch schamlos untertrieben. Der „Gentleman in kurzen Hosen“ ist schlichtweg der allergrößte der Fraktion Wurf. Allein an internationalen und nationalen Titeln gemessen, von Silber und Bronze ganz zu schweigen, darf mit Fug und Recht konstatiert werden, dass der nunmehr 80-Jährige der weltweit erfolgreichste aktive Werfer bei den Senioren ist. Allerdings kommt ihm dabei zustatten, dass er als Solist die nahezu gesamte Palette (außer Speer) und den Wurf-Fünfkampf auf hohem Niveau in seinem Repertoire hat. Dazu hat er so gut wie keine Meisterschaft ausgelassen und sich dafür als Globetrotter in Sachen Sport bis auf die Antarktis schon auf allen Kontinenten als „Goldhamster“ betätigt. Rund 40 Titel kamen dabei bislang global, etwa 35 kontinental und cirka 80 national zusammen.
Und erfreulicherweise ist ein Ende nicht abzusehen, wird er auch in der M80, der er nach internationaler Lesart erst ab Heute angehört, für Furore sorgen. Wie bereits erwähnt findet die muntere Jagd in „Viva la France“ ihre Fortsetzung. Bei früherer Gelegenheit sagte er einmal, dass er solange Sport treiben werde, wie ihn der Herrgott lässt. Wobei das Glückskind aus dem Wonnemonat Mai keineswegs vor heftigen privaten Nackenschlägen und einer schweren Sportverletzung verschont blieb. Bereits der M70 angehörend zog er sich einen nicht mehr operablen Abriss der Supraspinatussehne in der rechten Schulter zu, fehlten ihm von jetzt auf gleich fortan vier Meter im Kugelstoßen. Jeder andere hätte vermutlich das Handtuch geworfen und sich auf den bequemen Fernsehsessel zurückgezogen. Nicht so das aus hartem Holz geschnitzte Stehaufmännchen von der Selfkant, nahe dem westlichsten Punkt unserer Republik.

Titelerfolg über Parry O’Brien schaffte es auf die Titelseiten

Dabei war das schmutzige Geschäft mit der Kugel einst seine Domäne. Legendär sein Duell mit dem ehemaligen Weltrekordler und Erfinder der Rückenstoßtechnik, Parry O’Brien (USA), bei der Senioren-WM 1985 im Olympiastadion von Rom (Italien). Der „Tedesco“ wies den US-Giganten in der M50 mit 16,41 zu 16,04m in die Schranken. Dieser neu aufgelegte Kampf David gegen Goliath zierte tags darauf mit großformatigem Foto die Titelseiten der italienischen Tages- und Sportzeitungen, insbesondere der auf rosa Papier täglich erscheinenden „Gazetto dello Sport“. Nicht deswegen, sondern rein sportlich betrachtet der größte Coup von dem Mann mit dem verpflichtenden Kürzel PS (= Pferdestärke).
Es ließe sich noch unendlich viel über den untadeligen, fairen, stets auch zu „Hinterbänklern“ freundlichen und zuvorkommenden Sportsmann Peter Speckens berichten. Natürlich auch privat und beruflich, wo er als Werksleiter der Textil-Maschinenfabrik Schlafhorst mit bis zu 1.750 Arbeitnehmern ebenfalls eine Bilderbuchkarriere hinlegte. Aber allmählich geht uns der Platz aus. Nicht unerwähnt darf freilich bleiben, dass er neben vielen anderen ideellen Auszeichnungen zweimal zum deutschen Senioren-Leichtathleten des Jahres (2006 und 2012) gewählt wurde. Obwohl er nie die Bodenhaftung verlor, hat in das völlig zu Recht mit besonderem Stolz und großer Freude erfüllt, empfand dies als eine Art Ritterschlag.
Womöglich liest er in „Bella Italia“, der wunderschönen Toskana, diesen Beitrag. Und da er nicht anders zu erreichen ist, auf diesem Wege im eigenen und Namen der großen Werfer-Familie: Herzlichen Glückwunsch, lieber Peter!