Scheinheiliger DLV spielt sich als Hüter von Sitte und Moral auf

Glosse

Neben der Spur

(Darmstadt/Offenburg/Köln/Krefeld, 26. April 2021)
Hoch lebe die in Artikel 5 des Grundgesetzes verbriefte Presse- und Meinungsfreiheit! Schade nur, dass sich nicht jeder daran hält. Ausgerechnet der „Deutsche Leuchtturm-Verband“ (DLV) mit weltweiter Strahlkraft von eigenen Gnaden zensiert einen Beitrag des über jeden Zweifel erhabenen, angesehenen Sport-Informations-Dienstes (SID). Die Agentur mit Sitz in Köln hatte über die Samstag in Offenburg erzielte formidable Speerwurf-Leistung von Johannes Vetter geschrieben: Der Weltmeister von 2017 postete bei Instagram im Anschluss ein Bild aus der Eistonne: Mit einem Bier in der Hand genoss Vetter "den Geschmack einer neuen Weltjahresbestleistung". Zitat Ende.
Etwas Ehrenrühriges vermag keiner daran zu entdecken. Immer noch besser das bayrische Grundnahrungsmittel maßvoll (womit jetzt nicht die Maß von 1 Liter auf dem Oktoberfest gemeint ist) zu trinken, als es maßlos und vollkommen sinnfrei bei Siegesfeiern kübelweise über die Köpfe und sündhaft teuren maßgeschneiderten Designer-Anzüge irgendwelcher Fußball-Trainer wie Pep Guardiola & Co. zu schütten.

Eine überflüssige Maßnahme aus der Abteilung Nonsens

Doch der DLV änderte auf seiner stets die heile Welt, die allerdings dadurch nicht in Unordnung geraten wäre, abbildende Netzseite diese Passage in mit „einem Getränk in der Hand“. Weshalb bloß derlei Berührungsängste? Vielleicht nach dem Motto „Ein gebranntes Kind scheut das Feuer“? Dazu muss der geneigte Leser wissen, dass Oberbürgermeister Jürgen Kessing aus der „Weltstadt“ Bietigheim-Bissingen in Baden-Württemberg relativ kurz vor seiner damals bei vielen umstrittenen ersten Wahl im November 2017 zum DLV-Präsidenten bei einer Fahrt am Steuer mit mehr als 1,1 Promille erwischt wurde (siehe Link). Mit welchem alkoholischen Getränk er diesen Wert erreichte, ist seinerzeit nicht kolportiert worden. Das kann der Region gemäß auch Wein, wie wär's mit Trollinger (?), gewesen sein. Sonnenklar ist allerdings, dass es sich mitnichten um ein Kavaliersdelikt, sondern neben dem Führerscheinentzug auf Zeit um einen justiziablen Straftatbestand gehandelt hat.
Dies „Bruder Johannes“ bei einem Bierchen daheim unterstellen und ihn davor beschützen zu wollen, ist hochgradiger Nonsens. Zumal es anderswo (auch bei uns) ge- und beschrieben wurde. Wenn dieser scheinheilige Dachverband wirklich der Hüter von Sitte und Moral wäre, hätte er damals nicht die Kandidatur von Kessing zugelassen.
Redaktioneller Hinweis: Diesen für das Klatsch- und Tratsch-Fenster Flurfunk gedachten Beitrag hatten wir zunächst in die unsere Seite aufmachende Nachrichtenspalte gestellt.

Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfermann wird heute 75

(Penzberg/Krefeld, 31. März 2021) Freud‘ und Leid, diesmal umgekehrt, liegen oftmals dicht beisammen. Zwei Leichtathleten aus der Abteilung Schwerathletik,die sich aus ungezählten gemeinsamen – wenngleich in unterschiedlichen Disziplinen – Sportfesten, Länderkämpfen, Lehrgängen und Trainingsaufenthalten sehr gut gekannt haben und auch in unterschiedlichen Rollen bei den Olympischen Spielen 1972 begegneten, stehen für das eingangs erwähnte geflügelte Wort Pate: Kugelstoß-Hüne Ferdinand „Fred“ Schladen ist Montag verstorben, und der mit 1,76m vergleichsweise kleine Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfermann (*31.03.1946 in Altdorf bei Nürnberg) feiert heute in Penzberg nahe dem Starnberger See die Vollendung des Dreivierteljahrhunderts. Kurzum: er wird dem Frühling angemessen 75 Lenze jung.
Das lässt sich bei beim 91-jährigen Werfer-Urgestein Richard Rzehak, der ein Turnbruder von Wolfermanns verstorbenem Vater war, mit Fug und Recht konstatieren. „König“ Richard gehörte zu morgendlicher Stunde zu einem der vielen Gratulanten, die wohl auch weiterhin die imaginären Telefondrähte glühen lassen. Viel mehr geht eben auch in den Zeiten von Corona nicht, muss die große Sause ausfallen. Wenigstens die war Schladen zu seinem „Achtzigsten“ noch gegönnt.
Mehr zum aktuellen Jubilar in einer großen, unter anderem in der Süddeutschen Zeitung erschienenen Laudatio der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Ex-Werfer Klaus Liedtke vollendet heute sein 80. Lebensjahr

(Lünen/Krefeld, 05. Januar 2021) Mit Klaus Liedtke (*05.Januar 1941; im Bild) aus Lünen vollendet ein weltweit äußerst erfolgreicher, aber auch mit dem Makel eines positiven Dopingbefundes beim DAMM-Endkampf am 11.September 2004 in Lübeck und einer zweijährigen Speere (2004 – 2006) behafteter ehemaliger Senioren-Werfer heute sein 80.Lebensjahr.
Der Westfale hält bis 1996 zurück aktuell noch fünf Weltrekorde: Kugel M55 (17,50m) und 60 (18,37m), Diskus M55 – 65 (64,58m, 66,36m, 59,75m). Da sich in der Außenwahrnehmung bis auf fünf weitere Jahreszahlen zumindest an seiner sportlichen Vita nichts verändert hat, verweisen wir bei Interesse auf die ausführliche, nachfolgend verlinkte Laudatio aus Anlass seines 75ten.

Große Deutschland ließ sich von kleinen Nationen den Rang ablaufen

(Langenzenn/Darmstadt/Krefeld, 10. März 2021) Begeben wir uns dank freundlicher Genehmigung unseres gelegentlichen Gastautoren und DAMM-Experten Dieter Krumm (im Bild) aus Langenzenn mit unserem Klatsch- und Tratsch-Fenster „Flurfunk“ ein bisschen im Stile der Regenbogenpresse auf den Boulevard. Der aktive 69-jährige Leichtathlet und engagierte Team-Manager vom LAC Quelle Fürth hat uns die Freigabe dieser Veröffentlichung seiner E-Mail vom 08.März, 11:55 Uhr, an Präsident Jürgen Kessing und das DLV-Generalsekretariat mit angehängtem Medaillenspiegel der EM erteilt. Dieser elektronische Brief ging in CC auch zur Kenntnis an den engsten Kreis der Sportfreunde von Krumm.

Sehr geehrte Herren,

bei den vergangenen Hallen-Europameisterschaften in Torun gab es in einigen Disziplinen durchaus gute Leistungen von deutschen Athleten. Wenn man sich aber den von den Funktionären so viel beachteten Medaillenspiegel anschaut, kann man schon nachdenklich werden. Unter 22 Ländern im Medaillenspiegel den 16.Platz zu belegen, ist für das mit 83,02 Millionen Einwohnern zählende Deutschland eigentlich ein Armutszeugnis.
Drei kleine Länder wie Portugal (10,26 Millionen Einwohner), Belgien (11,46 Millionen) und die Niederlande (17,28 Millionen) stehen im Medaillenspiegel ganz vorne dran. Diese drei Länder haben zusammen nicht mal halb so viel Einwohner wie Deutschland, aber zusammen gleich neun Goldmedaillen und zusätzlich noch dreimal Silber und dreimal Bronze geholt. Was sagt denn die DLV-Führung dazu? Wohl eher nichts. Wie immer war wieder alles bestens.
Da kann man als Freund der Leichtathletik nur hoffen, dass sich in der neuen DLV-Struktur, die ja auf dem Verbandstag am 17.April.2021
in Sindelfingen beschlossen werden soll, auch Personen befinden, von denen man erwarten kann, dass sie diesen tollen Sport auch voranbringen.
Dass der schon vor Monaten zurückgetretene Vizepräsident der Wettkampforganisation, Frank O. Hamm, nicht mehr dabei ist, kann nur als gutes Zeichen gewertet werden.
Vielleicht gibt es dann ja sogar Fortschritte beim Kugelstoßen der Frauen und Männer (Drehstoß- statt Angleittechnik).
Dass hier die Verantwortlichen des DLV die Entwicklung total verschlafen haben, ist ja auch schon lange bekannt.

Mit freundlichen Grüßen
Dieter Krumm

Eine satirisch-süffisante Antwort von Sportfreund „Ironimus“

Die satirisch-süffisante Antwort von einem jener Sportfreunde vom selben Tag, dessen Namen wir nach Rücksprache mit ihm aus Gründen des Vertrauensschutzes für uns behalten. Gleichwohl wollen wir unseren geschätzten Lesern diese köstliche Schmonzette mit Wortwitz und Bildsprache nicht vorenthalten.

Guten Tag, lieber Dieter,

ich verstehe sehr wohl deine Sorgen um die Medaillenausbeute des DLV, doch ganz nachvollziehen kann ich diese Sorgen nicht.
Schau mal, der DLV, im Neudeutsch (heute ist ja der Tag der Muttersprache) hat seine Kürzel neu definiert = Deutscher Leuchtturm-Verband. Und dieser Definition ist der Verband nachgekommen.
Ein Leuchtturm hat auch die Aufgabe in Not geratenen Personen ein Richtwert zu sein, hat auch die Aufgabe unsicheren Personen eine Orientierung zu sein.
Und das hat der DLV in Thorn (frühere Name, da in wechselvoller Geschichte zeitweise unter deutscher Leitung; die Redaktion) ganz klar getan. Und dann kommt dem DLV noch eines zugute. Thorn ist die Geburtsstadt von Kopernikus. War es nicht dieser Kopernikus, der nachgewiesen hat, dass sich die Erde um die eigene Achse dreht? Tut das der DLV nicht auch?
Also, lieber Dieter, mach mal bitte halblang. Der DLV ist auf einem guten Weg, hat in dem Generaldirektor Cheik-Idriss Gonschinska sinnigerweise einen Scheich in seinen Reihen, der – wie die Bibel schon aufzeigt – gerne den Sternen folgt. Und du weißt doch: „Die Bibel hat immer recht!".
Also noch einmal: Gemach, gemach! Der Leuchtturm richtet alles – und die Sterne weisen den Weg dahin.

In diesem glücksbringenden Sinne ein herzliches Glückauf
Dein alter Spezi „Ironimus“

Besinnliche Gedanken eines fortgeschrittenen Werfers der M75

Kolumne

Moment mal


(Bonn/Krefeld, 27. Dezember 2020)
Da sehen wir einen jugendlichen Athleten, der die Kugel oder den Diskus weit von sich wirft. Sehr weit. Zu weit. Mal ehrlich: Wem von uns älteren Stoßern und Werfern (den Quatsch mit den Gender-Sternchen lassen wir mal weg) ist es dabei nicht schon widerfahren zu sagen oder denken: „Ja, früher habe ich auch…" Oder so ähnlich.
Manchmal kommt mir da der Roman von Oscar Wilde „The Picture of Dorian Gray" in den Sinn, in dem ein junger Mann nicht altern will, auf das Porträt, welches ihn in seiner vollen jugendlichen Schönheit zeigt, mit zunehmenden Jahren eifersüchtig wird und sich wünscht, dass es anstatt seiner altern möge. Die Geschichte endet tragisch und sollte zu denken geben.

Es geht nicht um Neid und Missgunst…

Natürlich gönnen wir dem oben erwähnten jungen Hünen im Ring seine Weite. Aber der gedankliche Reflex auf unsere damaligen Leistungen zeigt, dass seine Weite etwas mit uns macht. Gewiss nicht in Richtung auf Neid, Relativierung oder gar Abwertung. Nein, Altern hat, wenn vieles im Hinblick auf die Anzahl der noch verbleibenden Jahre richtig eingeordnet wird, einen gewichtigen Vorteil. Es kann zu der Einsicht führen, die Wisława Szymborska (1996 Nobelpreis für Literatur) einmal so formuliert hat: „Wer behauptet, der Tod sei allmächtig ist lebender Gegenbeweis davon. Es gibt kein Leben, das nicht wenigstens für einen Augenblick unsterblich wäre. Und der Tod kommt immer um diesen einen Augenblick zu spät."

…eher um einen Rückblick in Gelassenheit

Niemand, auch nicht der Tod oder die sich als Totengräber der Senioren-Leichtathletik verdingenden Koryphäen im DLV, kann uns Werfern also nehmen, worauf wir stolz sein dürfen. In der Spanne von Rückblick und Vorausschau wahrgenommen, hinterlässt der Vergleich nicht ein Gefühl von Verlust, eher lässt er uns gelassen werden. Gleich, wie weit Kugel oder Diskus des jungen Kerls, der davon nichts ahnt, fliegen.
Es sind eben besinnliche Zeiten!