"Offener Brief" eines Ex-Sprinters und heutigen Trainers an den DLV
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- Geschrieben von unserer Redaktion
(Darmstadt/Krefeld, 04. März 2022) Eigentlich sollte sich der uns vorauseilende Ruf der einzig wahren, öffentlichkeitswirksamen Interessenvertretung der oftmals untergebutterten Senioren-Leichtathleten*innen durch Mund-zu-Mund-Propaganda allmählich herumgesprochen haben. Dennoch wird uns mit bisweilen möglichen flankierenden Maßnahmen längst nicht alles bekannt, wenn sich die Ü30-Generation und deren Trainer mit ihren Sorgen, Beschwerden, Kümmernissen direkt an das obendrein abgehobene „Hohe Haus“ von lauter Häuptlingen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in Darmstadt wenden. So das von sich beschwert Fühlenden nicht geschieht, kann dazu nur mit allem Nachdruck aufgemuntert, geradezu aufgefordert werden.
Aber manchmal wird uns eben doch etwas zugespielt. Wie die nachfolgende E-Mail eines aus Gründen des Vertrauensschutzes namentlich nicht genannten ehemaligen Klassensprinters (zweimal deutscher Vizemeister über 100m der Männer) und heutigen Trainers mit A-Lizenz an den DLV-Leiter Wettkampforganisation Marco Buxmann, die wir - ein bisschen zeitverzögert - als „Offenen Brief“ veröffentlichen (die Zwischenüberschrift stammt von uns). Axel Hermanns
Enttäuschung über das fragwürdige Gebaren des hessischen „Dienstleisters“
Betreff: Seniorenmeisterschaften
Sehr geehrter Herr Buxmann,
es gibt heute sicher Wichtigeres als Seniorenmeisterschaften der Leichtathleten. Trotzdem möchte ich meine Enttäuschung über die heute erstmals offiziell( die Spatzen pfiffen es ohnehin schon seit Weihnachten von den Dächern) verkündete Absage der Hallenmeisterschaften nicht verhehlen. Von der von Ihnen bei unserer letzten Korrespondenz angekündigten/versprochenen Transparenz kann keine Rede mehr sein, die Behandlung der Seniorenleichtathletik durch den DLV zeugt vielmehr von mangelnder Wertschätzung und mangelndem Mut bzw. Kompetenz zur vorausschauenden Planung. Allein der kleine Landesverband Pfalz sah sich trotz Corona in der Lage, Pfalzmeisterschaften, Landesmeisterschaften und ein überregionales Seniorensportfest durchzuführen. Auch in vielen anderen Landesverbänden und auch im benachbarten Ausland fanden/finden Seniorenmeisterschaften statt.
Der DLV organisiert immerhin Meisterschaften der Jugend und der Aktiven, sicher mit viel Aufwand und teilweise unsinnigen Bestimmungen( bei Jugendmeisterschaften keine Zuschauer, am selben Tag im selben Bundesland 20.000 Zuschauer beim VFB Stuttgart/ Zuschauer zwar in Leipzig, aber Rucksackbegrenzung auf Kindergartengröße etc.). Bei gleichem Engagement wäre sicher auch eine Hallen-DM der Senioren möglich gewesen.
Es findet sich kein Ausrichter (so könnte der DLV argumentieren)? Auch hier schiebe ich dem DLV die Schuld zu. Die Senioren bringen allein durch ihre Mitgliedsbeiträge viel Geld in die Kassen der Landesverbände bzw. des DLV. Der DLV könnte daher durchaus den potentiellen Ausrichtern finanziell entgegenkommen. Wenn ich mir zudem das Anforderungsprofil zur Ausrichtung von Meisterschaften ansehe, wäre eine Vereinfachung der Sache dienlich - was allerdings voraussetzt, dass man engagiert an die Sache herangeht. Man könnte natürlich auch die Qualifikationsleistungen erhöhen, dann hätte man, wie offensichtlich vom DLV gewollt, ähnlich wie auch bei den DM der Männer/Frauen fast nur noch Endkämpfe...
Kurzum: Ich bin enttäuscht und bitte den DLV um Überprüfung seines Engagements beüglich der Seniorenleichtathletik! Mein weiteres Anliegen: Planungssicherheit. Wie in meinem letzten Schreiben erwähnt, planen auch Senioren ihren Saisonhöhepunkt.
Wenn der DLV keine Meisterschaften im Freien kann oder will, bitte ich erneut um zeitnahe Transparenz - dann kann wenigstens der Urlaub oder die Teilnahme an internationalen Seniorenmeetings geplant werden.
Trotz allem mit sportlichen Grüßen
Christa Bortignon zermalmte gleich vier Hallen-Weltrekorde der W85
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Kamloops/West Vancouver/Krefeld, 03. März 2022) Länger als sonst wo fielen im zweitgrößten Flächenland auf Erden, in Kanada, Leichtathletik-Veranstaltungen der Ü35-Generation der Corona-Apokalypse zum Opfer. Darunter mit globaler Wirkung die Stadion-Weltmeisterschaften vom 21.Juli bis 01.August 2020 in Toronto. Nicht nur, aber insbesondere auch zum großen Leidwesen der deutschstämmigen Christa Bortignon (*29.01.1937) aus West Vancouver für ihr WM-„Heimspiel“ mit relativ kurzer Anreise von 4.395 Kilometern und einem Wiedersehensfestival mit vielen Sportkameraden*innen vor allem aus ihrer alten Heimat. Kürzlich mailte mir Christa, die über LAMPIS den Kontakt zur deutschen Szene hält, dass es bald wieder offiziell mit den Hallenmeisterschaften von British Columbia vom 25. bis 27.Februar in Kamploops, dem Schauplatz der Hallen-WM von 2010, langsam losgehen würde. Natürlich auch für sie.
Über 60 Meter war sie deutlich schneller als der Europameister der M85
Allerdings bei der vielseitigen 85-Jährigen von langsam nicht den Hauch einer Spur. Bei ihren ersten Starts in der W85 zermalmte sie gleich mal mit riesigen Steigerungsraten vier Weltrekorde und zwei kanadische Rekorde. Als da wären: 60m in 11,18 (bisher 12,28), 200 m in 42,09 sec. (44,18), Weitsprung mit 2,70m (2,04m) und Dreisprung mit 6,35m (5,15m). Drei davon waren zuvor im Besitz ihrer us-amerikanischen Freundin Irene Obera (siehe WMA-Rekordliste). Die nationalen Höchstmarken verbesserte Christa gemeinsam mit der 2x200-m-National-Staffel der W70 (!) und noch selber zu ihrer eigenen Überraschung im Kugelstoßen von 6,14m auf 6,49m. „Es war ein tolles Wochenende für mich“, beschloss sie ihre elektronische Botschaft über den großen Teich und freut sich schon riesig auf die „Canadian Masters“ unter dem Hallendach vom 25. bis 27. März in New Brunswick. Das sind dann lediglich 4.810 Kilometer. Ob sie im Sommer bei der nachgeholten WM im finnischen Tampere startet, ließ sie vorerst noch offen.
Nun sprechen ihre herausragenden Weltrekorde schon für sich. Doch dies noch zum Vergleich: Bei dieser hochglänzenden Hallen-EM in Braga, wie in der Senioren-Spielecke des DLV nachzulesen ist (nicht nur bei Krähen hackt die eine der anderen kein Auge aus), hätte Christa mit großem Vorsprung die 60 Meter der M85 (11,75 sec.) gewonnen und wäre im Weitsprung (2,19m) hoch überlegen Zweite geworden.
Einfach ein galaktisches Faszinosum, diese fitte, taffe Frau mit deutschen Wurzeln!!!
EMA nach langer Misswirtschaft auf dem Weg in ungewisse Zukunft
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- Geschrieben von Gastautor Knut Reimann
Kommentar
Nebenbei bemerkt
(Braga/Krefeld, 01. März 2022) Symbolischer konnte der Abgang von Kurt Kaschke als Präsident der kontinentalen Senioren-Dachorganisation European Masters Athletics (EMA) nicht gewesen sein. Augenscheinlich waren seine „Gefolgschaft“ und vermeintlich getreuen Vasallen weder an seiner Abschiedsvorstellung interessiert, noch an einer besseren Zukunft des Verbandes. Weit über 100 Delegierte aus aller Herren Länder, dazu eine Vielzahl an Gästen und Honoratioren, waren es bei seiner Wahl (ohne Gegenkandidaten) anlässlich der Senioren-EM 2012 in Zittau. Nicht einmal die Hälfte dieser Zahl kam zur im doppelten Sinne unrechtmäßig angehängten Sitzung in Braga zusammen, die zudem noch illegal „Generalversammlung" genannt worden ist. Aber mit den Statuten und deren Einhaltung hat es der Großmeister des unkontrollierten Delegierens nie gehalten. Er, der „Sonnenkönig“ und „Miles & More“ Sammler auf Dienstreisen, war in leichter Abwandlung von Ludwig den XIV. (L'état c'est moi! = Der Staat bin ich!) das Gesetz.
Ex-Präsident Kurt Kaschke hinterlässt verbrannte Erde
In Zittau hatten die Delegierten, Offiziellen und Athleten Europas die Hoffnung, dass Kaschke den Erfolgsweg seiner Vorgänger fortsetzen würde. Halt auf seine ureigene Weise mit seinen Ideen, Visionen, Innovationen und vor allem Initiativen. Bitter enttäuscht muss der gesamte Personenkreis nach zehn Jahren seiner Misswirtschaft konstatieren, dass diese Hoffnung trügerisch, schlimmer noch: ernüchternd, geradezu brutal falsch war. Der 66-jährige Pensionär hinterlässt mit seinen vielen Tricksereien und Mauscheleien verbrannte Erde zu Lasten der Seniorenbewegung in Europa.
Europa zur Leichtathletik-Diaspora der Ü35-Generation degeneriert
Nun ist der alte Kontinent zum „Entwicklungsland", zur Diaspora in Sachen Masterssport degeneriert und wird über Jahre benötigen, missioniert zu werden, um wieder Anschluss ans Weltniveau zu finden. Dass nun eine neue, völlig unerfahrene Mannschaft die Nachfolge antritt, scheint wohl im Kalkül des Reise- und Tanzkönigs mit drei verschiedenen Wohnorten gelegen zu haben. Denn wie sollen diese neuen Vorstandsmitglieder bar jeglicher Praxis diese Herkulesaufgabe bewältigen und einen Verband leiten, der seinen Athleten gegenüber eine große Verpflichtung und hohe Verantwortung hat? Illusorisch, muss leider gemutmaßt werden! Aber angeblich wächst nach Fernseh-Unterhalter und Mediziner Dr.Eckart von Hirschausen nicht nur die Leber mit ihren Aufgaben.
Dass Kaschke im letzten Moment für die nächsten vier Jahre alle „Nicht-Stadion"-Titelkämpfe nach Portugal (einschließlich dessen Inselwelt) vergeben hat, spricht Bände seiner nebulösen Handlungen. Das neue Präsidium tritt ein schweres Erbe an, findet nicht annähernd ein Fundament als Arbeitsgrundlage vor, da auch hier die undurchsichtige, intransparente Arbeitsweise nach innen und außen ein Zuhause hatte und das Geschehen bestimmte.
Droht jetzt womöglich eine hemdsärmelige Vetternwirtschaft?
Der neuen Führungscrew ist zu wünschen, dass sie einen Weg mit Distanz zur „Politik" ihres Vorgängers an der Spitze findet. Hoffentlich ist dessen geografische Nähe (Kaschke, die neue Präsidentin und Sekretärin wohnen allesamt in Portugal) kein Grund zum Erfahrungsaustausch und zu einer hemdsärmeligen Vetternwirtschaft mit einem „nur weiter so“.
Europas Senioren haben einen Aufbruch verdient und keine Fortsetzung in ausgelatschten Pfaden. Da gehört so einiges auf den Prüfstand, wie erst jüngst die EM nachdrücklich bewiesen hat.
Redaktioneller HInweis auf eine Laudatio im Fenster Flurfunk.
Erdrutsch bei Meldezahlen für die NRW-Hallenmeisterschaften der Ü30
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Düsseldorf/Krefeld, 02. März 2022) Erdrutsch! Ein Fall von einem ganz tiefen Fall. Bei den ursprünglich für den 08./09.Januar 2022 da noch offen ausgeschriebenen NRW-Hallenmeisterschaften der Ü30- Generation waren es mit 297 Gemeldeten schon weniger als jemals zuvor (meist um die 400 oder darüber). Für die nachzuholenden Titelkämpfe am kommenden Samstag im Arena-Sportpark in Düsseldorf sind es jetzt nur noch 171 potenzielle Teilnehmer (59 weiblich, 112 männlich) aus 84 Vereinen mit 267 Starts. Also ein schnuckliges Familienfest mit Kampfrichtern. Dass es sich diesmal allein auf das in der Senioren-Leichtathletik zusammen genommen mitgliederstärkste, vor allem aber vom Leistungsvermögen bedeutendste Bundesland Nordrhein-Westfalen bezieht, kann diesen eklatanten Rückgang nicht ausmachen. Die Anzahl der Gaststarter bewegte sich allenfalls um die 20.
Worin liegen die Gründe für den eklatanten Rückgang?
Was also sind die Gründe dafür? Darüber ließe sich nur spekuliern, müssten schon die gefragt werden, die nunmehr fehlen. Möglicherweise hängt eine „Teilschuld“ mit der verschärften 2G+Regel zusammen, dass beim Entree in die Halle obendrauf ein nachweisbarer Antigenschnelltest vorzulegen ist, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Das verlangt die Corona-Schutzverordnung von NRW seit 09.Februar 2022 bei Innenraum-Veranstaltungen für „Geboosterte“ nicht mehr ab. Allerdings: Das sind Mindestanforderungen, ist jeder Veranstalter in der Ausübung seines Hausrechtes autonom und autark, kann seinen Gästen nicht nur zu deren eigenen und der allgemeinen Sicherheit mehr abverlangen. Wenngleich auch im mit 17,9 Millionen Einwohnern größten Bundesland die Inzidenzahlen allmählich sinken, liegen sie immer noch knapp über 1.000, gibt es tägliche Neuinfektionen, ist diese vermaledeite Geißel der Menschheit noch nicht vorbei (so überhaupt jemals). So schaut's aus!
Meisterschaftsverweigerer sägen den Ast ab, auf dem sie selber sitzen!
Wo soll das Problem in einem kostenlosen, einem Zeitfenster von rund 15 Minuten restlos abgewickelten Schnelltest liegen? Was mich als bekennenden Corona-Schisser der doppelten Risikogruppe (Alter plus Vorerkrankung) betrifft, sehe ich keines, habe das vorigen Samstag für die LVN-Regionsmeisterschaften Mitte an selber Stelle geschmeidig abgewickelt! Und es dient schlussendlich aller zusätzlichen Sicherheit. Dass diese Tests nicht zu 100 Prozent zuverlässig sind, kann kein Argument dafür sein, es gänzlich zu lassen. Aber, bitteschön, wie stets auch hier jedem seine beliebige Meinung. Dann muss sie/er halt zuhause bleiben oder sonstwas tun. Eines sollte den Meisterschaftsverweigerern jedoch klar sein: Sie sägen den Ast ab, auf dem sie selber sitzen.
Jetzt habe ich fertig! Wohl noch für Kiebitze der Hinweis auf die Meldeliste nach Klassen und Disziplinen
Unter Vorbehalt: Valentina Fedjuschina tritt Kaschkes Nachfolge an
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Braga/Krefeld, 28. Februar 2022; 17:30 Uhr) Alea iacta esto! Oder zu gut Deutsch: Die Würfel sind gefallen. Und tatsächlich handelte es sich bei den Neuwahlen anlässlich der Generalversammlung der European Masters Athletics (EMA) heute Vormittag im Altice Forum in Braga (Portugal) um eine Art Glücksspiel, war dem Zufall Tür und Tor geöffnet. Halten wir den Ball dennoch flach. Wenn es momentan nichts Schlimmeres, Bedrohlicheres und Menschenverachtenderes in Europa geben würde, müsste von einem „Schwarzen Tag“ gesprochen respektive geschrieben werden. Aber zumindest für die Senioren-Leichtathletik käme man nach Ansicht zahlreicher namhafter Szenekenner mit dem neuen, überwiegend unerfahrenen EMA-Präsidium nach der unseligen Ära von Kurt Kaschke für die kommende vierjährige Amtsperiode vom Regen in die Traufe.
Jerzy Krauze zog abermals den Kürzeren
Dessen Nachfolge tritt die gebürtige Ukrainerin Valentina Fedjuschina (*10.02.1965; im Bild) mit österreichischem Pass, Wahlwohnsitz in Portugal und Geschäftstätigkeit in Texas/USA an. Die ehemalige Weltklasse-Kugelstoßerin, abgesehen von ihrem repräsentativen Erscheinungsbild mit ganz viel Frau von 1,90 Meter Körpergröße gewissermaßen ihre einzige Reputation, profitierte – wie von uns gemutmaßt – allem Anschein nach von dem aktuellen politisch bedingten Sympathiebonus für ihr ursprüngliches Heimatland, setzte sich mit 32 zu 25 Delegierten-Stimmen gegen den angesehenen, anerkannten Fachmann Jerzy Krauze aus Polen durch. Der 58-Jährige Vizepräsident des polnischen Masters-Verbandes ist damit für höhere Weihen wohl endgültig verbrannt, zog er doch schon 2017 in Arhus (Dänemark) gegen Kaschke den Kürzeren.
Etwaige rechtliche Anfechtung bleibt noch abzuwarten
Die vier weiteren Präsidiumsmitglieder: Vizepräsident Verwaltung Franceso de Feo (Italien), „Vize“ Veranstaltungen Giovanni Tracanelli (Italien), „Vize“ Finanzen Ercan Özkan (Türkei), Generalsekretärin Maria Clarissa Duarte (Portugal).
Aber all das ist noch ohne Gewähr, bleibt abzuwarten, ob die Wahl und das gesamte Prozedere auf der Regularienbühne wegen des Regelverstoßes gegen §14.1 der EMA-Satzung nicht von irgendwem beim zuständigen Kantonsgericht in Lausanne/CH angefochten wird (siehe unseren Beitrag zuvor).